vonKnut Henkel 07.05.2012

latin@rama

Seit 2008 Nachrichten vom anderen Ende der Welt und anderswoher.

Mehr über diesen Blog

Schwedens Nummer Eins unter den Möbelkonzernen hat ein Image-Problem. Ende der 80er Jahre hat Ikea in Kuba und in der ehemaligen DDR produzieren lassen – von Häftlingen.

Die Presseerklärung des schwedischen Möbelhauses ist deutlich: “Unsere Produkte müssen unter akzeptablen Arbeitsbedingungen hergestellt werden. Seit 2000 gilt bei uns ein sehr strenger Verhaltenskodex (IWAY) und auch vor der Einführung war die Beschäftigung von politischen Gefangenen in der Produktion für IKEA inakzeptabel”.

Doch genau das ist passiert. Ikea hat Ende der 1980er in kubanischen Knästen, aber auch in der ehemaligen DDR Möbel produzieren lassen. Das geht aus Berichten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hervor, die auch in Miami mächtig Furore machten. Demnach wurden im September 1987 die entsprechenden Verträge von einer Delegation der „Kunst- und Antiquitätenhandel GmbH“ (KuA) und der „Delta Export Import GmbH“ der DDR geschlossen.

Dazu war eine fünfköpfige  Expertengruppe aus Ost-Berlin am 17. September 1987 in Havanna eingeflogen, die in den Folgetagen mit Vertretern des kubanischen Innenministeriums verhandelte. Es ging um die Lieferung von 35.000 Esstischen und 10.000 Kindertischen, die von der Firma “Emiat” geliefert werden sollten. Leiter dieser Firma war laut den Recherchen der FAZ Oberstleutnant Enrique Sánchez.

Sánchez war für die Ausstattung von Ferien- und Gästehäusern des kubanischen Staates zuständig und ließ in Strafvollzugsanstalten des Ministeriums des Inneren herstellen. Laut Ikeas US-Sprecherin Mona Liss habe es sich damals um Testkäufe gehandelt, die aufgrund von Qualitätsproblemen Anfang 1988 storniert wurden. Zwar wurde von Seiten Ost-Berlins noch versucht das Qualitätsproblem zu lösen, aber anscheinend kam es nicht zu weiteren Lieferungen.

Weitere Details versucht Ikea derzeit durch interne Recherchen zu ermitteln. Der Imageschaden des Möbelhauses, dass in Deutschland zwanzig Prozent seines Umsatzes macht, ist erheblich. In Miami mahnte Eugenio Lamara, Präsident der Vereinigung ehemaliger kubanischer Gefangener, dass es seit 1964 Zwangsarbeit in kubanischen Gefängnissen gebe. Ikea, das ein Möbelhaus in Südflorida betreibt, hat zugesichtert, dass es alle Details ermitteln werde. “Wir nehmen die Anschuldigungen sehr ernst. Wir beschleunigen nun die Nachforschungen und ziehen dazu auch externe Fachleute zurate”.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/latinorama/ikea-und-die-insel/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert