vonChristian Russau 02.05.2013

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Das indigene Volk der Munduruku vom Oberen, Mittleren und Unteren Tapajós-Fluss im brasilianischen Amazonasgebiet setzt sich gegen die Staudammpläne Brasílias in der Tapajós-Region zur Wehr.

Munduruku
Munduruku. Photo © Rebecca Sommer for Earth Peoples

“Wir sind äußerst empört über die Respektlosigkeit der brasilianischen Regierung”, so die Munduruku in einem am Montag, 29.4.2013, veröffentlichten Offenen Brief an die brasilianische Regierung und an die Gesellschaft.
Am Fluss Tapajós plant Brasília mehrere Großstaudämme – doch die betroffenen Munduruku lehnen diese vehement ab, werfen der Regierung vor, vollendete Tatsachen zu schaffen, brasilianisches und internationales Recht zu brechen, da sie, die betroffenen Indigenen, nicht wie von der ILO-Konvention 169 (die Brasilien unterzeichnet hat) gefordert, um ihre freie, vorherige und informierte Zustimmung befragt wurden: Die Munduruku fordern, “dass die Regierung die vorherige Konsultation indigener Völker, gemäß dem ILO-Übereinkommen 169,  vor jeglicher Entscheidung, Untersuchung oder Bau von Staudämmen einhält.” Vor Kurzem erst hatte die brasilianische Bundesregierung Militäreinheiten mittels der “Operação Tapajós” in die Region entsandt, um die technischen Arbeiten der Umweltfolgenstudien durchzusetzen. Die Munduruku lehnen diese Studien ab, solange sie nicht vorher – wie vom Gesetz vorgesehen – befragt wurden. Im vergangenen Jahr wurde bei dieser Operation Tapajós ein Munduruku ermordet, wie die Munduruku in ihrem Brief darlegen.  Die Munduruku fordern unmißverständlich, “dass unsere konstitutionell verankerten Rechte gewährleistet werden, ohne dass diese als Trumpfkarten ausgespielt werden. Wir betonen nochmals: Wir sind gegen die Staudämme und wollen, dass unsere Flüsse frei fließen können. Dafür werden wir kämpfen.”

Wir dokumentieren hier den am Montag, 29.4.2013, veröffentlichten Offenen Brief der Munduruku an die brasilianische Regierung und an die Gesellschaft, übersetzt aus dem brasilianischen Portugiesisch von Dayse Freitas und Jan Erler von der Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt e.V., Berlin.

29/04/2013

Brief an die brasilianische Regierung und an die Gesellschaft

Wir, Anführer, Kaziken und junge Krieger der Munduruku, vom Oberen, Mittleren und Unteren Tapajós-Fluss, sind zusammen gekommen, um nochmals unsere Ablehnung gegenüber dem Bau von Staudämmen in unseren Flüssen auszudrücken. Wir sind äußerst empört über die Respektlosigkeit der brasilianischen Regierung, die heute, 25.04.2013, nicht, wie vereinbart, zu unserem Treffen im Dorf Sai Cinza, Kommune von Jacareacanga – Pará, erschienen ist.

Die Vertreter des Hauptsekretariats der Bundesregierung, Tiago Garcia und Nilton Tubino, teilten den Munduruku Gemeindratsmitgliedern von Jacareacanga als Grund für ihre Abwesenheit mit, dass sie ein gewalttätiges Verhalten unserer Seite befüchteten und wir mit Waffen auf sie warten würden, um sie entzuführen. Die Regierung versucht sich als Leidtragende darzustellen. Das entspricht nicht der Wahrheit. Wer bewaffnet nach Jacareacanga gekommen ist, war die Bundesregierung mit der Bundespolizei und der Spezialeinheit des Militärs.

Wie Nilton berichtete, hat der Minister Gilberto Carvalho den Besuch der Delegation in unserem Dorf untersagt und versucht, stattdessen ein Treffen in der Kommune Jacareacanga unter militärischer Anwesenheit durchzusetzen. Das akzeptieren wir nicht. Dieses Treffen wurde schon einmal abgesagt. Es hätte am 10.04.2013 stattfinden sollen, Aber aufgrund der Operation Tapajós, hatten wir Angst vor einem Angriff, wie es im November letztes Jahr passierte, als unser Verwandter Adenilson ermordet wurde. Daher willigten wir dem Treffen an dem Datum nicht ein.

Nun erscheint die Regierung erneut bewaffnet mit ihren militärischen Truppen für ein Treffen mit unserem Volk und erfindet allerlei Lügen über uns, das Volk Munduruku, manipuliert und verdreht die Tatsachen. Wir suchen den Dialog. Aber einen Dialog mit auf uns gerichteten Waffen können wir nicht akzeptieren. Wir glauben, dass die Regierung gar nicht mit uns reden will. Denn wer in Dialog treten will, tötet keine Indigenen, dringt nicht in unsere Dörfer ein und erscheint nicht mit bewaffneter Polizei und Hubschraubern.

Wir fordern, dass die Bundesregierung jegliche Manipulations- und Spaltungs-versuche einstellt und aufhört, Druck auf unsere Anführer und Gemeinderats-mitglieder auszuüben. Wir weisen darauf hin, dass die Verbandsleitungen der Mundurukuverbände, genannt Pusuru und Pahyhy, die repräsentativen Einheiten aller Munduruku-Gemeinden sind, welche offiziell für unser Volk sprechen. Wir sind ein Volk. All unsere Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und wir artikulieren diese durch die Verbände.

Wir möchten noch einmal bekräftigen, dass wir, das Volk Munduruku, keinen Krieg wollen. Wir wollen Frieden. Deshalb wollen wir, dass alle militärischen Truppen die Region verlassen. Von heute an fordern wir, dass alle Treffen und Zusammenkünfte mit der Regierung von der Bundesstaatsanwaltschaft Pará begleitet werden. Wir wollen, dass unsere Position zu Staudämmen respektiert wird. Zudem wollen wir, dass die Regierung die vorherige Konsultation indigener Völker, gemäß dem ILO-Übereinkommen 169,  vor jeglicher Entscheidung, Untersuchung oder Bau von Staudämmen einhält.

Außerdem fordern wir, dass unsere konstitutionell verankerten Rechte gewährleistet werden, ohne dass diese als Trumpfkarten ausgespielt werden. Wir betonen nochmals: Wir sind gegen die Staudämme und wollen, dass unsere Flüsse frei fließen können. Dafür werden wir kämpfen.

Dorf Sai Cinza, 25.April 2013

Das Dokument unterzeichnen die Kaziken, Führungspersonen, Krieger und das Volk Munduruku.

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