Zu Cannabisprodukten haben viele Chilenen ein angenehm entspanntes Verhältnis, was natürlich auch auf den vergleichsweise hohen Konsum zurückzuführen sein könnte. An gutes Gras zu kommen, ist selten ein Problem – in einem Land mit viel Platz und viel Sonne käme jedenfalls niemand auf die Idee, Zimmer-Plantagen unter künstlichem UV-Licht anzulegen. Keine Erleuchtung war dagegen die Entscheidung der Regierung von Anfang des Jahres, Marihuana auf eine Stufe mit Drogen wie Kokain und der zerstörerischen pasta base zu stellen, insbesondere was das Strafmaß für den Handel angeht.
Am meisten Sorgen aber macht der staatlichen Drogenkontrollbehörde Conace der verbreitete Cannabisgebrauch unter Jugendlichen und deren mangelndes Problembewusstsein. Einer im vergangenen Jahr durchgeführten Erhebung zufolge haben fast 16 von 100 Schülern zwischen der 8. und der 12 Klasse mindestens einmal in den letzten zwölf Monaten Marihuana konsumiert – wobei es unter den Achtklässlern fünf und unter den Schulkameraden aus der Zwölften 24 Prozent waren. Die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen sowie zwischen (armen) öffentlichen und (reichen) privaten Schulen fallen dabei interessanterweise kaum ins Gewicht.
Jetzt will man propagandistisch gegenlenken: Seit gestern sendet das Fernsehen drei quietschbunte und gar nicht mal unlustige Aufklärungsspots, Motto: „Sei wieder intelligent – lass das Marihuanarauchen sein“. Im Mittelpunkt steht immer ein Jugendlicher, dem das Kiffen offenbar die Hirnwindungen restlos zusammengeschmolzen hat. Ihm erklärt eine aufmunternde Stimme aus dem Off die einfachsten Alltagstätigkeiten – wie man ein Heft aus dem Schulrucksack holt, Eiswürfel zubereitet oder die Turnschuhe anzieht: „Du hast es geschafft, herzlichen Glückwunsch!“ Ob’s hilft?