vonGerhard Dilger 18.04.2012

Latin@rama

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Anlässlich des Internationalen Tages der Landlosen haben gestern in der argentinischen Provinzhauptstadt Santiago del Estero mehr als 1000 Menschen gegen den drohenden Verlust ihrer Ländereien und sich verschärfende Landkonflikte protestiert. Unter den DemonstrantInnen befanden sich auch zahlreiche Vertreter von Partnerorganisationen des katholischen Entwicklungshilfswerks Misereor.

Der Kleinbauer Nacho Avellanar kämpft seit 20 Jahren um einen Landtitel (Foto: Florian Kopp)

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Landkonflikte, die teilweise auch mit Gewalt ausgetragen werden, im Norden Argentiniens deutlich gestiegen. “Zwischen 2006 und 2011 haben wir allein bei der  Arbeit unserer Organisation in Nordargentinien Landkonflikte erlebt, von denen knapp 18.000 Familien mit 127.000 Menschen betroffen waren”, sagt Roberto Larrea, Präsident der argentinischen Misereor-Partnerorganisation Redaf.

Auch aufgrund des expandierenden Sojaanbaus wird das Land der Kleinbauern in Nordargentinien immer interessanter für Investoren. Dabei kommt es zunehmend zu juristisch umstrittenen Verkäufen und Vertreibungen.

“Wir beobachten mit Sorge, dass Erfolge, die unsere Partnerorganisationen in der Armutsbekämpfung erreichen konnten, nun wieder in Frage gestellt werden. Dies hat natürlich mit der argentinischen Politik zu tun, ist aber auch verknüpft mit politischen Entscheidungen, die in der EU getroffen werden”, sagt Bernd Bornhorst von Misereor anlässlich eines Besuchs bei den argentinischen Projektpartnern.

“Europa ist Argentiniens wichtigster Abnehmer von Sojamehl für die Futtermittelindustrie. Mit jährlich 1,4 Millionen Tonnen ist Argentinien der wichtigste Lieferant der EU für Biotreibstoffe, die auf Sojabasis gewonnen werden. Damit tragen wir eine Mitverantwortung für das, was in dem lateinamerikanischen Land passiert“.

Es sei daher mit Blick auf die Erfordernisse der Armutsbekämpfung dringend erforderlich, die auf Exportmaximierung ausgerichtete europäische Agrarpolitik und fragwürdige Beimischungsquoten für Agrotreibstoffe zu überdenken. Argentinien ist derzeit drittgrößter Sojaproduzent der Welt nach den USA und Brasilien und global der größte Exporteur von Sojamehl und Sojaöl.

Misereor-Presseerklärung zum Tag der Landlosen. Gerade bin ich auf einer von Misereor und Redaf organisierten Pressereise durch den argentinischen Chaco.

 

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