Vier Männer, die bereits Ende April in Kuba festgenommen wurden, haben die kubanischen Behörden Mitte der Woche den Medien der Insel als Terroristen aus Miami vorgestellt. Mehrfach seien drei von ihnen in Kuba gewesen, um potentielle Ziele auszukundschaften. Eine Geschichte, die an die konterevolutionären 1960er Jahre erinnert.
„Sie hatten die Absicht, militärische Einrichtungen anzugreifen“, so erklärte das Innenministerium in einer Meldung am Mittwoch in der Zeitung der kommunistischen Partei Kubas (PCC), der „Granma“. Gleich drei der vier Männer seien seit Mitte 2013 mehrfach aus Miami nach Kuba gereist, um Vorbereitungen zu treffen und potentielle Ziele auszuspähen. Ziel sei es gewesen, eine militärische Einrichtung zu stürmen, Soldaten zu ermorden und danach gewältätige Aktionen zu fördern, so stand es in der „Juventud Rebelde“, der Zeitung der kommunistischen Jugendorganisation. Die vier Terroristen seien, so das Kommuniqué des kubanischen Innenministeriums, bereits am 26. April gefasst worden und auch ihre Namen wurden preisgegeben: José Ortega Amador, Obdulio Rodríguez González, Raibel Pacheco Santos und Félix Monzón Álvarez.
Das Quartett aus Miami, so berichtet allerdings die BBC, sei in Miami nicht bekannt. Es lägen keine Fotos, Daten, Internetkonten oder sonst irgendwelche Hinweise zu den vier Namen vor. Doch es geht weiter: Auch das State Department versicherte, dass es keinerlei Informationen über die vier mutmaßlichen Terroristen habe. Selbst gut informierte exilkubanische Blogs wie Café Fuerte zucken nur mit den Schultern, denn auch fast 14 Tage nach deren Verhaftung haben sich keine Familienangehörigen der vier vermeintlichen Konterrevolutionäre gemeldet. Die geben laut dem Kommuniqué aus dem Innenministerium in Havanna an, von namhaften Exilkubanern beauftragt worden zu sein: von Santiago Álvarez, einem der letzten Aktiven der Invasionsbegrüde 2506 aus der Schweinebucht, von Osvaldo Mitat und Manuel Alzugaray. Alle drei sind bekannte Figuren der reaktionären exilkubanischen Szene in Miami, und laut dem Kommuniqué aus dem Innenministerium sollen sie alle besten Beziehungen zu Luis Posada Carriles, der grauen Eminenz des konterrevolutionären Terrors, unterhalten haben. Luis Posada Carriles ist der bekannteste exilkubanische Terrorist. Ihm wird zur Last gelegt, nicht nur direkt nach der Revolution von 1959 Terrorakte auf der Insel durchgeführt zu haben, sondern 1976 ein Bombenattentat auf ein kubanisches Zivilflugzeug mit 73 Passagieren organisiert zu haben. 1996 und 1997 war es Posada Carriles, der kleinere Sprengstoffanschläge in kubanischen Luxushotels in Auftrag gab, bei denen ein Italiener starb und mehrere Menschen verletzt wurden.
Stichhaltige Beweise für die Anschuldigungen gegen das Quartett haben die kubanischen Behörden bisher nicht vorgelegt, und so fiel es Exilvertretern in Miami leicht, die Darstellung ins Reich der Fabel zu verweisen. So erklärte Omar López von der Cuban American National Foundation (CANF), der einflußreichsten exilkubanischen Organsiation der Vergangenheit, der Fall habe mehr mit „einem James-Bond-Film als mit der Realität zu tun“. Er vermutet dahinter „ein anderes Motiv“ und kenne die vier Männer nicht. Wer die vier Männer sind, wie sie ausgerüstet und welche Ziele sie im Visier hatten, scheinen derzeit die wichtigsten Fragen zu sein.
Auch in Kuba. Dort wurde im Fernsehen diskutiert, mit welchen Mitteln derzeit versucht wird, die Revolution zu destabilisieren. Die vier sind dabei laut der „Mesa Redonda“ , einem kubanischen Fernsehformat, nur ein Element. Die neuerliche Verhängung von Geldstrafen an Unternehmen, die mit Kuba Handel treiben, durch das US-Finanzministerium, aber auch die Lancierung der Twitterkopie „ZunZuneo“ durch US-Aid, die offizielle Entwicklungsagentur des State Departments, die anderen beiden. Der kalte Krieg scheint immer noch nicht zu Ende.