Am Freitag fiel die Entscheidung, ab Dienstag sind die internationalen Flug- und Seehäfen Kubas dicht für Touristen aus aller Welt. Dreißig Tage gelte die Maßnahme vorab, so Präsident Miguel Díaz-Canel am Freitag in seiner Rede gegenüber der Presse. Laut den zuständigen Ministerien halten sich derzeit noch rund 60 000 Touristen auf der Karibikinsel auf und sollen nach und nach ausgeflogen werden. Knapp 2.000 Spanier machten am Wochenende den Anfang.
Somit begibt sich auch Havanna mit etwas Zeitverzögerung wie die Nachbarn Dominikanische Republik oder Jamaika in den Corona-Krisenmodus und schließt die Außengrenzen der Insel. Die Verzögerung hatte der Regierung vor allem in den sozialen Netzwerken viel Kritik eingebracht. „Es erscheint nicht vernünftig, das Risiko einzugehen und die Zahl der Träger des Virus über den Tourismus zu erhöhen“, mahnte Pedro Monreal, der für eine UN-Organisation in Frankreich arbeitet, auf seinem Twitter-Account. Für Pavel Vidal, kubanischer Finanzexperte an einer kolumbianischen Universität, ist es hingegen kaum nachvollziehbar, dass in Kuba weiterhin die Schulen geöffnet sind – wenn auch unter definierten Vorgaben.
Gute Strukturen – prekäre Realitäten
„Natürlich ist Kubas Gesundheitssystem flächendeckend präsent, es gibt gut ausgebildetes Personal und ausreichend Ärzte. Da ist Kuba ganz anders aufgestellt als das Gros der Länder der Region. Zur Realität gehört aber auch die schlechte Ausstattung, das Fehlen an Medikamenten und Materialien“, so der Ökonom, der regelmässig mit seinen Eltern auf der Insel in Kontakt ist. Seife, Waschmittel und andere Reinigungs- und Desinfektionsmittel sind derzeit wieder einmal knapp auf der Insel. Zum einen weil wichtige Rohstoffe für deren Produktion importiert werden, zum anderen weil die Regierung in Havanna die Importe gedrosselt hat. Der Grund lautet schlicht: keine Devisen. Die Regierung lebe von der Hand in den Mund, so Vidal, „Lieferanten werden seit drei, vier Jahren nur teilweise und mit großen Verzögerungen bezahlt. Auch beim Schuldendienst tut sich Kuba schwer. So wurden die vereinbarten Zahlungen nicht pünktlich geleistet und der zuständige Minister Ricardo Cabrisas hat um einen Aufschub bis Mai 2020 gebeten“. Woher das Geld dann kommen soll, ist Pavel Vidal schleierhaft. „Kuba wird im Mai das Geld kaum haben, denn der Coronavirus wird den Tourismus für die nächsten Monaten sicherlich paralysieren und alternative Einnahmequellen sind knapp“, so der Kubaspezialist.
Bei den traditionellen Exporten wie Rum, Tabak, Zucker, Nickel und Zitrusfrüchten ist die Nachfrage gerade knapp, aber die Produktion läuft auch seit mehreren Jahren nicht wie geplant: statt Zuwächsen gibt es bei mehreren der Produkte Rückgänge. Was bleibt, so Vidal, sind zwei Bereiche: die pharmazeutische Industrie und die Leiharbeit von Ärzten und Pflegepersonal im Ausland. „Da kann es eine Nachfragesteigerung in der weltweiten Pandemie geben, die Kuba auch bedienen kann. Aber ich zweifle, ob das die Ausfälle beim Tourismus kompensieren kann“. 52 Ärzte und Pflegekräfte beiderlei Geschlechts trafen heute in Italien ein, um den Kollegen in der Lombardei zu helfen. Es könnten mehr werden, denn Kuba hat mehr als 100.000 Ärzte ausgebildet und verfügt damit über 9 Ärzte pro 1000 Einwohner, was kaum ein Land der Welt erreicht. Etliche dieser Ärzte sind schon im Auslandseinsatz gewesen, haben gegen den Ebola-Virus in Westafrika geholfen und haben gute Referenzen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Daran könnten sich etliche Ländern in Zeiten der Pandemie erinnern und das könnte Kuba zumindest etwas Geld in die chronisch leeren Kassen spülen.
Eventuell war die finanziell prekäre Situation auch ein Grund dafür, weshalb die Regierung anders als die Nachbarn reagierte und die Grenzen offen ließ, so ist auf Online-Portalen wie #Cierrenya zu lesen. Am Dienstag macht die Insel nun auch dicht. Spät, allerdings weisen die Behörden darauf hin, dass von den 25 am Corona-Virus Erkrankten sich bisher niemand auf Kuba infiziert habe. Eine positive Nachricht aus Havanna.
Hola Pjort56, das war ein kurzer Beitrag zu den Corona-Maßnahmen der Regierung. Was längeres zu den Hintergründen kommt dieser Tage. Und da taucht das Handelsembargo dann auch auf, das Du/Sie/Ihr zurecht anmahnst. Gruß