vonGerhard Dilger 03.04.2015

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von Laura Burzywoda

Auf dieser Demonstration geben die Auseinandersetzungen zwischen Militärpolizei und Protestierenden ausnahmsweise einmal Anlass zum Lachen. Die Uniformierten tragen Hundemasken und ihre Schlagstöcke sind aus Pappe gebastelt. Mit diesen schlagen sie auf die Demonstrationsteilnehmer_innen der ‘Arbeiterklasse’ ein, und inszenieren so gewaltvolle Szenen, die vielen Paulistan@s von anderen Demonstrationen mehr als bekannt vorkommen müssen.

Auf dem “Lügenzug”, dem cordão da mentira, der am Abend des 1. Aprils anlässlich des ‘Tags des Aprilscherzes’ durch das Zentrum von São Paulo zog, äußerten die Beteiligten auf humoristische Weise scharfe Kritik an Polizeigewalt und der Kriminalisierung sozialer Bewegungen. Sie zeigten außerdem Solidarität mit den “condenados da terra”, den “Verdammten dieser Erde” – Schwarzen, Indigenen, Frauen, LGBT, Migrant_innen, Armen, Land- und Wohnungslosen – den Gruppen der (brasilianischen) Gesellschaft, die am stärksten von Ausgrenzung, Verfolgung und Gewalt betroffen sind.

Ein zentrales Thema des Umzugs war die Militärdiktatur. Die Demonstrierenden gedachten den während der Diktatur Verschwundenen und Ermordeten und machten auf die Kontinuitäten der Militärdiktatur aufmerksam. Es wurde zudem vor der aktuellen Bedrohung gewarnt und zu Vorsicht aufgerufen. Am Vortrag hatte der Militärclub in Rio de Janeiro den 51. Jahrestag des Militärputsches gefeiert. Auch in den rechten Protestbewegung gegen Präsidentin Dilma Rousseff, die am 15. März Tausende auf die Straße brachte, wurden Forderungen nach einem neuen Militärputsch laut. Auch diese wurde im cordão da mentira karikiert. Eingehüllt in Brasilienflaggen hielt eine Gruppe Personen Schilder mit Aufschriften wie “Militärputsch, jetzt!” und “Nieder mit Paulo Freire!” (auch dieser Slogan, der sich gegen den brasilianischen Pädagogen und Autor von Pädagogik der Unterdrückten wendet, tauchte während der Großdemos auf) hoch und wurde von den ‘Polizisten’ vor den ‘Arbeitern’ abgeschirmt.

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Auch aktuelle Themen und Debatten wurden aufgegriffen. So protestierten die Beteiligten gegen die Senkung des Alters für Strafmündigkeit. Tags zuvor war der Gesetzesentwurf für die Herabsetzung von 18 auf 16 Jahre vom Justizausschuss der Abgeordnetenkammer befürwortet worden. “Militärpolizei tötet mehr als Jugendliche!” ist auf einem der Schilder zu lesen. Eine Gesetzesänderung würde vor allem schwarze Jugendliche aus armen Verhältnissen treffen und noch mehr der Polizeiwillkür unterwerfen.

 

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