Juan Carlos Onetti, einer der Begründer der modernen lateinamerikanischen Literatur, wäre heute 100 Jahre alt geworden.
Prominentester Fan ist sein peruanischer Kollege Mario Vargas Llosa, der heute abend in Frankfurt seine Studie „Die Welt des Juan Carlos Onetti“ vorstellt. Darin vereinnahmt der Rechtsliberale den pessimistischen Uruguayer mehrfach als Kronzeugen für seine eigene Sicht auf Lateinamerika.
Onetti kann sich dagegen nicht mehr wehren. Doch mit seinem hintergründigen Humor hatte er sich schon mehrfach trefflich über den 27 Jahre jüngeren Vargas Llosa geäußert:
1977, über eine Begegnung in San Francisco elf Jahre zuvor: „Ich sagte zu ihm, ohne dass er anschließend beleidigt war: Schau, Mario, du hast zur Literatur eine eheliche Beziehung – du musst von dann bis dann deine Pflicht erfüllen. Für mich ist das ein Verhältnis zu einer Geliebten: Wenn ich Lust habe, dann schreibe ich, verrückt, absurd, was auch immer“.
1989: „Ich bewundere einige seiner Bücher, vor allem, weil ich fühle, dass er ein unermüdlicher Arbeiter ist“. Und, als die Mitglieder eines französischen Fernsehteams auf seinen letzten noch verbliebenen Zahn starrten: „Ich hatte einmal ein wundervolles Gebiss, aber das habe ich Vargas Llosa geschenkt“.
Dazu der Argentinier Juan Sasturain: „Dieser einzige Zahn beißt immer noch mehr als das ganze Esszimmer des Vielschreibers Mario“.
Das ist hintergründiger Humor? Bei uns daheim heißt das Neid.