Bei einem Treffen am 11. Mai in der Casa Rosada hat der Vorstand des kanadischen Bergbauunternehmens Barrick Gold Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner über den Start des Pascua-Lama-Projekts informiert. Pascua Lama, eines der derzeit größten Bergbauprojekte weltweit, sieht Investitionen von rund drei Miliarden Dollar vor.
Das riesige Investitionsvolumen hatte das Unternehmen schon im Jahr 2001 angekündigt, als es die Machbarkeit des Projekts prüfte, bei dem beiderseits der argentinisch-chilenischen Grenze Silber und Gold abgebaut werden sollen. Die Mine soll nach bisherigen Planungen Ende 2012 ihren Betrieb aufnehmen und in den ersten fünf Jahren 750.000 bis 800.000 Unzen Gold sowie 35 Millionen Unzen Silber im Jahresdurchschnitt fördern. Die Gesamtdauer des Projekts wird auf 25 Jahre geschätzt. Am Ende hätte Barrick 18 Millionen Unzen Gold und 718 Millionen Unzen Silber gefördert.
Sowohl in Argentinien als auch in Chile stößt das Vorhaben auf heftigen Widerstand durch die Bewohner des betroffenen Gebietes, die von Umweltorganisationen unterstützt werden. Ihre Kritik zielt auf die Verschmutzung ab, die das Bergbauprojekt nach sich ziehen wird. Von einer „Plünderung der Kordillere“ ist die Rede.
Erst vor kurzem griffen Beamte der Bergbaubehörde der Provinz La Rioja und Angestellte von Barrick Gold eine Gruppe von Frauen aus Famatina an – Lehrerinnen und Aktivistinnen, die gegen die Bergbautätigkeiten in ihrer Provinz protestierten. Die Frauen hatten sich auf den Weg zu dem provisorischen Lager gemacht, welches Barrick vor zwei Jahren auf dem Famatina-Berg eingerichtet hat, um die Mitarbeiter des Unternehmens an der Durchfahrt zu hindern. Die Männer der Behörde und des Konzerns fuhren mit ihren Geländefahrzeugen auf die friedliche Sitzblockade los, einige der Frauen wurden geschlagen. Anschließend suchten die Täter Zuflucht in der örtlichen Polizeiwache.
Kurze Zeit später kamen Anwohner aus Solidarität mit den Frauen zusammen und bewarfen die Polizeiwache mit Eiern. “Das war ein Ausdruck der Wut, die wir verspüren, wenn wir solche Gewalt ertragen müssen. Was diese Männer getan haben, beweist, dass sie die Mine um jeden Preis durchsetzen wollen, ganz egal, was die Menschen hier davon halten”, so Gabriela Romano, eine der angegriffenen Frauen.
Laut Javier Rodríguez Pardo, Umweltaktivist und Mitglied der Vereinigung der Bürgerversammlungen (Unión de Asambleas Ciudadanas) werden „die Anwohner des Projekts beiderseits der Grenze durch das Pascua-Lama-Projekt geschädigt. Sie sind gegen den Abbau und verlangen eine regionale Volksbefragung zu diesem Thema.“
Im März 2007 hat das UN-Komitee zur Beseitigung der Rassendiskriminierung eine Empfehlung an Kanada ausgesprochen, die Aktivitäten seiner Bergbaukonzerne in indigenen Gebieten stärker zu überwachen und zu regulieren. Kanada ist Unterzeichnerstaat des Pakts über politische und bürgerliche Rechte, des Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, der Konvention zur Beseitigung der Rassendiskriminierung und der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermords. Schon deshalb ist die kanadische Regierung dazu verpflichtet, die Einhaltung der Menschenrechte durch kanadische Unternehmen zu überwachen. Sie sollte nicht länger abwarten und ein Gesetz auf den Weg bringen, das die einheimischen Unternehmen verpflichtet, internationale Standards einzuhalten.