vonClaudius Prößer 29.08.2008

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Wie man liest, kamen Madonnas Fans beim „Sticky&Sweet“-Konzert im Berliner Olympiastadion nicht recht in die Gänge, mehr noch, ein Viertel der 75.000 Plätze soll leer geblieben sein. Mit einem derart kühlen Empfang für die 50-jährige Entertainerin ist in Santiago nicht zu rechnen. Ganz im Gegenteil, alle wollen am 10. Dezember ins Estadio Nacional, alle sind aufgekratzt und durch den Wind, denn es ist das erste und vermutlich letzte Mal, dass la reina del pop ein Konzert in Chile gibt.

Natürlich können nicht alle ins Stadion. Und über die Frage, wie die Veranstalter das Publikum aussieben, ist ein erbitterter Streit ausgebrochen. Sicher, allein die Ticketpreise zwischen 35 und 250 Euro garantieren, dass nur ein Bruchteil der Interessenten reelle Chancen hat, in Sichtweite der der Pop-Göttin zu gelangen. Andererseits geben eingefleischte Fans, wenn’s denn sein muss, auch ein Monatsgehalt für die Eintrittskarte aus. Am demokratischsten wäre in einem solchen Fall wohl das First-come-first-served-Prinzip, aber das heutige Musikbusiness tickt anders: Seit gestern kann man sich Karten im Internet-Vorverkauf sichern, wenn, ja wenn man a) einen Vertrag mit dem Mobilfunkanbieter Entel PCS und b) ein Girokonto bei der Banco de Chile hat. Ein echtes Bonbon für die Kunden der beiden Hauptsponsoren des Events.

Alle, die weder beide Kriterien erfüllen noch mit jemandem verwandt oder verschwägert sind, der sie erfüllt (und bereit ist, selbst auf das Konzert zu verzichten), schauen also in die Röhre. Zumal ein solcher Internetvorverkauf erfahrungsgemäß nicht lange dauert. In Mexiko waren die Karten für die beiden Auftritte Madonnas Ende November nach weniger als einer Stunde weg. Auch in Chile dürfte schon heute kein Ticket mehr auf diesem Weg zu bekommen sein – als am Donnerstag um 0 Uhr die entsprechende Seite freigeschaltet wurde, registrierte sie anfänglich über 10.000 Aufrufe pro Minute. Die einstweilige Verfügung eines Verbraucherschützer-Anwalts war im Vorfeld abgewiesen worden. Was jetzt noch kommt, ist Schwarzmarkt, Heulen und Zähneknirschen.

A propos berühmte Frauen: Im gerade veröffentlichten Forbes-Ranking der mächtigsten Frauen der Welt erscheint Chiles Präsidentin Michelle Bachelet auf Platz 25 – weit hinter Angela Merkel (Platz 1) und ihrer Nachbarin Cristina Fernández de Kirchner (Platz 13), aber immerhin vor Talkmasterin Oprah Winfrey (Platz 36) und Queen Elizabeth (Platz 58).

Foto: vonbergen.net auf flickr.com

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