vonHildegard Willer 14.12.2015

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Am 19. November 2015 hatte Alfredo Vracko, 59, wieder einmal vergeblich gewartet: zwar kamen endlich der Staatsanwalt und die Polizei, um die illegalen Goldschürfer zu vertreiben, die seine Forstkonzession in Madre de Dios besetzt hatten.  Die Polizei musste  unverrichteter Dinge abziehen, da der Vertreter des Bergbauministeriums nicht eintraf. Stattdessen kamen Vrackos Mörder. Um 19 Uhr abends fuhren zwei Unbekannte im Motorrad vor sein Haus und erschossen Alfredo Vracko kaltblütig.

Der illegale Goldabbau in Madre de Dios hat damit wieder einmal sein entmenschlichtes, kriminelles Gesicht gezeigt.  Alfredo Vracko, ein Peruaner slowenischer Abstammung, widmete sich seit 1975 der Forstwirtschaft in Madre de Dios. Neben landwirtschaftlichem Land und Forstkonzessionen betrieb er auch eine Wiederaufforstungs-Konzession.

Die Probleme begannen vor rund 10 Jahren: die Forstkonzessionen von Vracko liegen nahe La Pampa, dem Gebiet zwischen Puerto Maldonado und Mazuko, das Goldschürfer illegal besetzt haben.  Vracko hatte die Besetzung seines Landes durch Goldschürfer mehrmals bei den Behörden gemeldet und sich damit den Zorn der illegalen Gold-Bergwerksbetreiber zugezogen. Obwohl die Mörder Vrackos noch nicht gefunden sind, geht man davon aus,  dass der Mord von einem „Chaval“ genannten Goldschürfer in Auftrag gegeben wurde.

Im Amazonas-Departament Madre de Dios schürfen tausende von Klein- und Kleinstbergleuten nach Gold. Einige von ihnen wollen ihre Tätigkeit legal betreiben und befinden sich auf dem Weg zur Formalisierung und damit auch Legalisierung ihres Geschäftes. Diese Unterscheidung ist wichtig, denn nicht alle Goldschürfer in Madre de Dios sind illegal oder kriminell.

Eine andere grosse Gruppe jedoch hat das Puffergebiet des Naturschutzgebietes Bahajua Sonene besetzt und betreibt dort illegalen Goldabbau. Illegal deshalb, weil in der Nähe des Naturschutzgebietes keine Konzessionen vergeben werden dürfen und deshalb keine Aussicht auf Legalisierung besteht. Dieses „La Pampa“ genannte Gebiet ist ein Zentrum der Kriminalität und Gesetzeslosigkeit. Die Interdiktionspolitik der peruanischen Regierung hat hier nichts gefruchtet, weil die illegalen Goldgräber die Polizisten bestechen. Auch die kontrollierte Abgabe von Benzin  – ohne die die Dieselmotoren in den Abbaugebieten nicht funktionieren – und Quecksilber scheitert an der Korruption.

Madre de Dios ist ein Paradox: während international der Goldpreis fällt, holzen die illegalen Goldgräber in Madre de Dios immer mehr Regenwald ab  und gewinnen an Einfluss bei Polizei  und Regierung. Der amtierende Regionalpräsident Luis Otsuka steht den illegalen Goldschürfern nahe und unterstützt einen wochenlangen Streik der Bergleute gegen die Eindämmung des illegalen Goldabbaus.

(Quelle:www.infostelle-peru.de)

 

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