vonHildegard Willer 26.03.2013

latin@rama

Seit 2008 Nachrichten vom anderen Ende der Welt und anderswoher.

Mehr über diesen Blog

Normalerweise kennt man von profithungrigen und vaterlandslosen multinationalen Unternehmen, dass sie demokratieschwachen und wirtschaftsliberal geführt Länder wie Peru damit drohen, woanders hinzugehen, wenn sie hre Arbeits- und Umweltstandards nicht senken.  Sechs Textilfirmen aus den USA zeigen, dass es auch anders gehen kann.

In ihrem Brief vom 4. März 2013 fordern die Eigentümer der Marken Tommy Hilfiger, Calvin Klein, Northface, Nike & Co. den peruanischen Präsidenten Ollanta Humala dazu auf, die peruanischen Arbeitsgesetze zugunsten der Textilarbeiter zu verbessern und damit die internationalen Standards einzuhalten. Denn seit 30 Jahren gilt für die Textilbranche eine Ausnahmeregelung: monatliche Verträge können auf unbestimmte Zeit immer wieder erneuert werden, ohne jeglichen Ansprüche auf Sozialversicherung, Renten, Urlaub oder etwa Mutterschutz. Wer in einer der Textilfabriken des Viertels „Gamarra“ in Lima T-Shirts am Band näht, bekommt dafür gerade mal den Mindestlohn von umgerechnet 215 Euro.  Die Gewerkschaften der peruanischen Textilarbeiter und die Abnehmer der peruanischen T-Shirts in den USA machen nun gemeinsame Sache und verlangen, dass der peruanische Staat das Ausnahmedekret aufhebt.

Doch die peruanischen Textilunternehmer, gut vernetzt in Kongress und Regierung, wollen nicht mitmachen. Ausländische Einmischung, ist da zu hören. Fehlt nur noch das Wort „Gringo-Imperialismus“. An den Kragen würde es ihnen gehen, wenn sie bessere Löhne zahlen müssten.

Nadine Heredia, die First Laday, ebenso wie Mario Vargas Llosa, Literatur-Nobelpreisträger, loben gerne den Volkskapitalismus und das dynamische Unternehmertum im Textil-Imperium „Gamarra“. Dabei ist Gamarra ein Reich des Billigen, das sich in Selbstausbeutung unterbietet, um mit den Chinesen  konkurrieren zu können. Die peruanischen Billig-Textiler haben es versäumt, edlere Klamotten herzustellen – z.Bsp. aus der heimischen Alpaca-Wolle – und setzen immer noch auf billigste Massenware.

Interessant, dass in den USA die Kunden diese Massenware nun nicht mehr wollen. Denn ohne deren Druck wären auch Tommy Hilfiger & Co nicht so bedacht auf das Wohl der peruanischen Textilarbeiterinnen und -arbeiter.

Wer mehr wissen möchte über das Billigtextil-Emporium „Gamarra“ im Herzen Limas, der kann hier weiterlesen

http://www.welt-sichten.org/artikel/4509/im-reich-der-kleinen-preise

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/latinorama/schutzenhilfe-von-tommy-hilfiger-co/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert