Tatsächlich verbreitet sich das Virus in Chile so schnell wie in kaum einem anderen Land, und am schnellsten greift es in Puerto Montt um sich. Warum das so ist, stellt für die Gesundheitsbehörden ein Rätsel dar. Wahrscheinlich hat es viel mit dem feuchtkalten Wetter zu tun, das hier unten jeden Winter für generalisierte Atemwegsbeschwerden und Gliederschmerzen sorgt. Heute gibt es in der Stadt knapp 40 bestätigte Fälle von influenza humana, ziemlich genau so viele wie in ganz Deutschland. In Chile bewegt sich die Zahl auf die 400 zu, Dunkelziffer unbekannt. Dabei war überhaupt erst vor drei Wochen der erste Ansteckungsfall in Santiago bekannt geworden.
Am vergangenen Sonntag hat die Grippe auch ihr erstes chilenisches Opfer gefordert: Im Krankenhaus von Puerto Montt starb ein 37-jähriger Klempner. Wie es so weit kommen konnte, ist nicht ganz klar. Die Ärzte vertreten die Ansicht, dass der Patient erst vorstellig wurde, als es praktisch schon zu spät war, die Angehörigen machen die schlechte und schleppende Versorgung in der öffentlichen Einrichtung dafür verantwortlich.
Wegen der regionalen Häufung will auch Gesundheitsminister Álvaro Erazo in den kommenden Tagen mit einem Expertenteam nach Puerto Montt kommen. Er sollte sich in Acht nehmen: Seine erste Beamtin vor Ort, die Direktorin des regionalen Gesundheitsdienstes, hat sich, wie heute bekannt wurde, ebenfalls mit Influenza A-H1N1 angesteckt. Am Montag will die Ärztin aber schon wieder zur Arbeit erscheinen. Dann soll auch der Unterricht an vielen Privatschulen weitergehen, der in dieser Woche eingestellt wurde, um einer weiteren Ausbreitung des Virus vorzubeugen.