vonGerhard Dilger 16.11.2015

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Gestern abend fand in Argentinien die lang erwartete TV-Debatte zwischen den beiden Präsidentschaftskanditaten statt, die am kommenden Sonntag in die Stichwahl gehen: dem Peronisten Daniel Scioli (l.) und dem Rechtsliberalen Mauricio Macri (mit seiner Frau Juliana Awada, nach dem Ende des Schlagabtauschs, r.).

Aufschlussreicher als das Gesagte waren Stil- und Haltungsfragen: Favorit Macri, Unternehmer, Ex-Präsident von Boca Juniors, noch amtierender Bürgermeister von Buenos Aires und Liebling des medialen Establishments, kam im offenen Kragen und trat souverän wie der (vielleicht ein wenig zu selbst-) sichere Sieger auf.

Daniel Scioli stammt ebenfalls aus wohlhabenden Kreisen, wurde in den 80ern und 90ern als Bootrennfahrer bekannt, war zugleich Unternehmer, heiratete ein Topmodel und amtiert bis Dezember als Gouverneur der Provinz Buenos Aires. Der auch im eigenen Lager umstrittene und ungeliebte Regierungskandidat, den zudem mit Amtsinhaberin Cristina Fernández de Kirchner eine höchst ambivalente Beziehung verbindet, war fahrig und nervös.

Seine durchaus begründete Botschaft, manche tun es als Angstkampagne ab, lautete, Macri sei der Repräsentant einer marktkonformen Sparpolitik auf Kosten der Bevölkerungsmehrheit. Dumm dabei nur: Sciolis politischer Pate in den neoliberalen 1990ern war ausgerechnet der damalige ultraneoliberale Staatschef Carlos Menem. Und angesichts leerer Staatskassen wäre eine „Strukturanpassung“, womöglich sanfter als unter Macri, auch unter ihm zu erwarten.

scioliunhateKreativer als die Kandidaten, die unbequeme Fragen schichtweg ignorierten, waren die Twitterer. Ganz zum Schluss wurden die beiden sehr hochglanzmagazinkompatiblen Gattinnen der Kontrahenten auf die Bühne gebeten, wo Marci und Awiada einen telenovelareifen Kuss hinlegten.

Und über den belämmert dreinblickenden Scioli (#ScioliMirandoBesos) ergoss sich kurz darauf der Spott der Internetgemeinde.

 

 

sciolilennon

 

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