Porto Alegre (epd). Dialog nach monatelangen Massendemonstrationen für eine Bildungsreform in Chile: Am Dienstag soll es zu ersten Gesprächen zwischen der Studentenbewegung und dem konservativen Präsidenten Sebastián Piñera kommen. In der Provinzhauptstadt Temuco versammelten Studenten nahmen ein Dialogangebot des Staatschefs an, wie die Tageszeitung La Tercera am Sonntag berichtete.
Studentenführerin Camila Vallejo (Foto: dpa) sprach von einer “ersten Annäherung”. Vor einem wirklichen Dialog müsse die Regierung aber die “Repression” gegen Schüler und Studenten beenden, sagte die 23-Jährige. Am Ende eines zweitägigen Generalstreiks war am Freitagmorgen ein 16-jähriger Schüler in Santiago erschossen worden. Zeugen zufolge wurden die tödlichen Schüsse aus einem Polizeiauto abgegeben.
Seit Mai gehen chilenische Schüler, Studenten und Lehrer Woche für Woche für ein gutes und kostenloses Bildungssystem auf die Straße. Mit ihren Forderungen sympathisieren 80 Prozent der Chilenen. Der Rückhalt für den rechtsgerichteten Staatschef lag zuletzt nur noch bei 26 Prozent.
Für die Schulbildung ist in Chile seit der Diktatur von Augusto Pinochet (1973-1990) nicht mehr der Zentralstaat verantwortlich, sondern die Kommunen. 60 Prozent der Schulen und Universitäten sind in der Hand privater Träger. Viele Institute verlangen hohe Gebühren. Insgesamt wird nur ein Viertel der Kosten für das Bildungswesen vom Staat finanziert, drei Viertel müssen die Schüler und Studenten aufbringen.
Da die Kinder ärmerer Familien zumeist die billigeren und schlechter ausgestatten öffentlichen Schulen besuchen, sind sie bei den Zulassungsprüfungen der begehrten staatlichen Universitäten im Nachteil. Ihnen bleiben dann oft nur die noch teureren Privatunis. Im lateinamerikanischen Vergleich ist die Kluft zwischen den Bildungschancen von Arm und Reich in Chile am größten.
Hoffen wir, dass es einen richtigen Dialog gibt, und nicht, wie bisher, nur weitere Nebelkerzen von Seiten der Regierung.
Der chilenische Wirtschaftsminister Pablo Longueira der erzkonservativen Regierungspartei UDI hat ja immerhin inzwischen erkannt, worum es (unter anderem) geht.
Hoffentlich hat sein Kollege Bulnes aus dem Erziehungsministerium gut zugehört!