Jean Ziegler hat der WOZ ein lesenswertes Interview gegeben.
Sie wurden kürzlich von den Salzburger Festspielen als Eröffnungsredner ausgeladen, wegen Ihrer angeblichen Nähe zu Libyens Herrscher Muammar al-Gaddafi.
Das ist ein Blödsinn, der seit zehn Jahren immer wieder aufgewärmt wird. (…)
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Das System, das sich nach der Implosion der Sowjetunion durchgesetzt hat, steckt in einer schweren Krise: Die Staaten sind verschuldet, die Finanzmärkte ausser Rand und Band.
Ach was. Das ist nur eine Krise für die Arbeitenden. Sie bezahlen die Zeche – in Griechenland, in Spanien, in Portugal. Ihnen werden Sozialleistungen gestrichen, neue Steuern auferlegt, während sich in privaten Händen unglaubliche Kapitalreserven häufen. (…)
Ich war lange im Komitee des Weltsozialforums. In Belém waren wir 220.000 Menschen, die 8.000 Organisationen vertraten. Alle kämpfen an verschiedenen Bruchstellen des Kapitalismus. Es gab kein Programm, es gab nicht mal eine Schlusserklärung. Hier entsteht ein neues historisches Subjekt. Daher bin ich hoffnungsvoll. Marx schreibt: Der Revolutionär muss imstande sein, das Gras wachsen zu hören. Das Gras wächst. (…)
Klar ist, dass der Wille zur Freiheit konstitutiv ist wie das Essen, die Liebe, der Sexualtrieb. Die Menschen lassen sich nicht ewig unterdrücken. Sie sprengen die Ketten. Heute bilden eine vitale Zivilgesellschaft, die Frauenbewegung, die Landlosenbewegung, Attac, Via Campesina das revolutionäre Potenzial – das ist radikal neu, schreibt das auf! Ich bin überzeugt, wir stehen am Vorabend einer Revolution, der Aufstand des Gewissens kommt. (…)