von 02.04.2009

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In der Nacht vom  31. März verstarb Raúl Alfonsín, der erste demoratisch gewählte Präsident Argentiniens (1983-1989) nach dem Ende der blutigen Militärdiktatur 1976-1982. Am 1. April pilgerten Tausende zum Parlamentsgebäude in Buenos Aires, um sich von Alfonsín zu verabschieden. Er starb im Alter von 82 Jahren an Lungenkrebs. Er wird als ehrlicher Mann in Erinnerung bleiben, der im Gegensatz zu Carlos Menem nie in Korruptionsskandale verwickelt war, und als eine der wichtigsten Figuren der Partido Radical und der Sozialdemokratie Argentiniens in die Geschichte eingehen.

Sein letzter öffentlicher Auftritt war Anfang Oktober letzten Jahres aus Anlass einer Feier des 25. Jubiläums seiner Amtseinführung in der Casa Rosada, dem Präsidentenpalast. Dort sagte er, umgeben von radikalen, sozialistischen und peronistischen Politikern: „Mein politisches Handeln war immer bestrebt, die Autonomie der demokratischen Institutionen und die rechtmäßige Regierung zu stärken“.


Dem einzigen Präsidenten, der uns zeigen kann, dass alles, was sie uns in der Schule beibringen, tatsächlich wahr ist!

Seine Regierungszeit wird besonders für den Prozess gegen die Militärjunta in Erinnerung bleiben. Dieser Prozess war einzigartig in Lateinamerika: die Diktatoren in den Nachbarländern Argentiniens kamen nie vor Gericht. Er begann im April 1985. Auf der Anklagebank saßen die Generäle Jorge Rafael Videla, Roberto Eduardo Viola und Leopoldo Fortunato Galtieri sowie die Admiräle Emilio Eduardo Massera und Armando Lambruschini. Mit Unterstützung Alfonsíns verhandelte das Gericht zwischen April und August 1985 über 281 Fälle. Am 9. Dezember wurden Videla und Massera zu lebenslanger Haft verurteilt; Viola zu 17 Jahren Haft und Lambruschini zu 8 Jahren Haft.

Zwanzig Jahre nach dem Prozess verteidigte Alfonsín in einem Interview den Prozess gegen die Junta mit folgenden Worten: „Motiviert duch einen dringenden moralischen Imperativ eröffnete unsere Regierung zum ersten Mal die Möglichkeit, die schlimmen Menschenrechtsverletzungen auf dem Rechtsweg zu verfolgen und ihre Urheber von einer unabhängigen Justiz zu verurteilen… Unser oberstes Ziel war es, eine beispielhafte Strafe zu erreichen, um zu verhindern, dass sich Ähnliches in Zukunft wiederholt. Die Gesellschaft sollte wissen, dass es keine noch so mächtige Gruppe gibt, die über dem Gesetz steht und Menschen opfern kann, um angeblich wichtige Ziele zu erreichen.“

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