vonClaudius Prößer 04.03.2009

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Böse Zungen behaupten, er sei gar nicht tot, sondern von einem deut­schen U-Boot in die Antarktis abgeholt worden: Der Esoterik-Nazi Miguel Serrano, eine der skurrilsten öffentlichen Personen Chiles, ist am ver­gangenen Samstag im Alter von 91 Jahren gestorben.

Als Serranos Sarg am Montagmorgen die San-Pedro-Kirche in Santiago verließ, spielte man „Ich hatt‘ einen Kameraden“, und auf dem Haupt­friedhof warteten schon faschistische Grüppchen, die ihr Idol mit „Heil Hitler“-Rufen verabschiedeten. Immerhin das Publikum in der Kirche war ein wenig seriöser gewesen, denn der einstige Karrierediplomat Serrano, der Chile in den Sechzigerjahren als Botschafter in Jugoslawien und Ös­ter­reich vertrat, gilt in seiner Heimat immer noch als nicht ganz un­be­deu­tender Literat. Surrealistisch soll sein Frühwerk gewesen sein, heißt es, er war der Neffe des Dichters Vicente Huidobro und mit Hermann Hesse sowie Carl Gustav Jung bekannt.

Ob Serrano tatsächlich irgendwann einmal etwas Interessantes ge­schrie­ben hat, möchte man aber spätestens nach Sichtung dieses Vi­deos, das ihn bei einer Feierstunde zu Hitlers 100. Geburtstag zeigt, gar nicht mehr wissen:
Darf man, wie es hier bis vor kurzem der Fall war, auf ein Youtube-Video verlinken, das chilenische Nazis beim Ärmchenheben zeigt? Ist das aufklärerisch oder eher bedenklich? Ist es möglicherweise sogar illegal? Immerhin werden ver­fas­sungs­feindliche Symbole gezeigt. Im Prinzip erübrigt sich die Frage, denn Youtube hat das Video interessanterweise längst zensiert – wenn auch, so wie es aussieht, nur für Rechner mit deutscher IP-Adresse. Hier in Chile läuft es problemlos.

Ein Blog-Leser hat moniert, dass bei Anklicken des Films dieser zwar nicht zu sehen ist, dafür aber Links auf anderes, möglicherweise weniger clowneskes Nazi-Material erscheinen. Ob diese in Deutschland ebenfalls gesperrt sind, lässt sich von Chile aus nicht beurteilen. Der Link wird jedenfalls abgeschaltet. Wer sich das Spektakel trotzdem ansehen möchte, muss sich eines technischen Tricks bedienen, der an dieser Stelle leider nicht erklärt werden kann.


Serrano war nicht nur glühender Nazi und Identifikationsfigur für chi­le­ni­sche Ultrarechte, sondern überhaupt restlos durchgeknallt. Er hing der Le­gen­de an, Hitler sei nicht tot, vielmehr harre er tiefgekühlt in der Ant­ark­tis seiner Wiederkehr in einer Reichsflugscheibe. Die Araukaner bzw. Ma­pu­che hielt Serrano derweil für Arier, weil sie aus Indien nach Pa­ta­gonien gewandert seien – quer durchs Erd­innere übrigens, weil das der kürzeste Weg ist.

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https://blogs.taz.de/latinorama/tod_eines_nazis/

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kommentare

  • Genau: „Nicht verfügbar“ – und mehrere Links zu Nazi-Videos.
    Vielleicht könntet ihr das hier rausnehmen?

  • „Dieses Video ist in deinem Land bzw. deiner Domain nicht verfügbar.“
    Kann man irgendetwas dagegen machen? Proxy-Server oder ähnliches? Doofe Zensur….

  • Associated Press:

    The poet Armando Uribe, politically very distant from Serrano, commented after his death that Serrrano was „a great writer, who had best created a mythology with a geography having the personality of Chile.“
    He added that „his memoirs are the best that have ever been written in this country.“

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