vonGerhard Dilger 21.09.2008

Latin@rama

Politik & Kultur, Cumbia & Macumba, Evo & Evita: Das Latin@rama-Kollektiv bringt Aktuelles, Abseitiges, Amüsantes und Alarmierendes aus Amerika.

Mehr über diesen Blog

Am Samstag hat sich der kolumbianische Präsident Álvaro Uribe in Washington von der „lahmen Ente“ George W. Bush verabschiedet.Vladdo

Seit Uribes erstem Wahlsieg 2002 sind die Staatschefs enge Verbündete. Jetzt bedauerten sie wortreich, dass das bereits 2006 ausgehandelte Freihandelsabkommen (TLC) wegen des Widerstands des US-Kongresses auf Eis liegt.

Barack Obama, der als Senator daran nicht ganz unbeteiligt war, nannte jetzt wieder einen wichtigen Grund dafür: „Wir müssen sicherstellen, dass die Arbeiterrechte geschützt werden… Man hat Gewerkschafter ermordet oder verschwindenlassen… Ich fühle mich nicht gut dabei, einen Vertrag voranzubringen, bis nicht einigermaßen klar ist, dass die Arbeiter in Kolumbien sicher sind.” Allein 2008 wurden bisher mindestens 38 kolumbianische GewerkschafterInnen ermordet.

In der 26-minütigen Pressekonferenz vor dem Weißen Haus erklärte Bush, warum er das Freihandelsabkommen mit Kolumbien befürwortet:

1. Weil sonst „die Investitionen nervös werden.“

2. „Es ist eine Freundschaftserklärung, eine Erklärung gemeinsamer Werte.“ Die größten Nutznießer wären Multis und das Agrobusiness, die Hauptleidtragenden US-ArbeiterInnen und kolumbianische KleinbäuerInnen.

3. „Sollte dieses Abkommen nicht durchkommen, würde das die Stimmen des Populismus in der Nachbarschaft ermutigen“ – „Populismus“ ist auch in Lateinamerika der Kampfbegriff gegen sämtliche Linke jenseits der Sozialdemokratie, z. B. die Präsidenten Hugo Chávez (Venezuela), Rafael Correa (Ecuador) oder Evo Morales (Bolivien).

4. Last but not least: „Es liegt in unserem strategischen Interesse… es ist gut für unsere Wirtschaft, gut für unsere nationalen Sicherheitsinteressen.“ Kolumbien ist der wichtigste Brückenkopf der USA in Lateinamerika. Damit das so bleibt, gibt es seit 1999 den angeblichen Antidrogen-Plan Colombia.

Der kolumbianische TV-Sender Caracol hob hervor, dass Uribe als Dolmetscher für Bush aktiv wurde:

[youtube]http://de.youtube.com/watch?v=ms_W4E1Q9b4[/youtube]

 

P. S.  Die Regierung Uribe „war sehr stark im Umgang mit Menschenrechten und Menschenwürde und dem Markt“, lobte Bush in einer aufschlussreichen Assoziationskette. Das stimmt nur zum Teil, wie eine Zitatensammlung zeigt, die US-AktivistInnen anlässlich des Uribe-Besuchs zusammengestellt haben.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/latinorama/uribe_und_bush_-_melancholisches_ende_einer_maennerfreundschaft/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert