vonKnut Henkel 15.02.2015

latin@rama

Seit 2008 Nachrichten vom anderen Ende der Welt und anderswoher.

Mehr über diesen Blog

Venezuela trennt sich von einem liebgewordenen, aber komplett hirnrissigen Privileg: dem spottbilligem Benzinpreis. Bisher kostete eine Tankfüllung in Venezuela oft weniger als umgerechnet ein US-Dollar. Das soll sich ändern. Mit Protesten der Autofahrer ist zu rechnen.

Die vom Energiesektor getragene Revolution in Venezuela ist ins Stocken geraten.
Die vom Energiesektor getragene Revolution in Venezuela ist ins Stocken gekommen.

“Es kann nicht sein, dass ein Bonbon mehr kostet als ein Liter Benzin”, erklärte Rodolfo Marco gegenüber dem Nachrichtenkanal Telesur und warb um Verständnis für eine unpopuläre Massnahme. Die wird die Regierung Maduro, der Finanz- und Wirtschaftsminister Marco angehört, im Laufe der kommenden Woche bekanntgeben: die erste Benzinpreiserhöhung seit dem Caracazo von 1989.

Damals hatte Präsident Carlos Andrés Pérez ein Bündel neoliberaler Maßnahmen auf den Weg gebracht, gegen die viele Venezolaner auf die Straße gingen. Der Caracazo kostet Schätzungen zufolge rund 3000 Menschen das Leben, auch wenn offiziell nur rund dreihundert registriert wurden und war ein Auftakt zum Widerstand gegen die neoliberale Politik der Eliten. Gleichwohl hatte es auch der ehemalige Präsident Hugo Chávez vermieden, den Benzinpreis anzutasten. Er gilt als heilige Kuh der venezolanischen Wirtschaftspolitik – extrem billig und umweltverschmutzend durch das Land zu gurken, ist vielen Venezolaner eine Selbstverständlichkeit. Über die wurde allzulange nicht nachgedacht und das muss sich mit der Ankündigung der Regierung nun ändern.

Wie hoch der Benzinpreis steigen wird, ist bisher offen. Fest steht allerdings, dass die Bereitstellung des Billigsprits der Regierung Maduro mindestens 12,5 Milliarden US-Dollar im Jahr kostet – und genau das kann sich der Staat angesichts des schwindsüchtigen Erdöl-Barrel-Preises nicht mehr leisten. Venezuela muss sparen, ist in China mittlerweile hoch verschuldet und so wird der Kuchen, den die Regierung von Nicolás Maduro verteilen kann, immer kleiner. Das bekommen die Auutofahrer nun erstmals zu spüren. Leidlich sicher ist aber, dass Venezuela auch weiterhin zu den Ländern gehören wird, wo sich weltweit am günstigsten tanken lässt. Nur ganz so irreal wird es nicht mehr werden.

 

 

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/latinorama/venezuela-benzin-wird-teurer-als-wasser/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • Die Benzinpreiserhöhung wird hier das kleinere Übel sein.
    Jährlich 25000 Tote, steigende Armut, Hyperinflation, Menschenrechtsverletzungen, galoppierend steigende Kriminalitätsrate, politisch ausgerichtetes Militär, Guerrilla Camps, Hauptumschlagplatz für Drogen, Arbeitslosigkeit, Medikamenten- und Nahrungsmittel Versorgungsengpass, Devisenkontrolle, Auslandsüberschuldung, CCC+ Rating, …..HÖR MIR AUF MIT DEM BENZIN!! Was meinst Du ?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert