Wahlkampf macht Spaß – jedenfalls auf dem Biomarkt von Porto Alegre. Impressionen vom Endspurt für die heutigen Kommunalwahlen in Brasilien.
Ana von der Sozialismus-und-Freiheit-Partei (PSOL) möchte, dass Luciana Genro Bürgermeisterin wird. Die Bundesabgeordnete gehörte vor Jahren zu den prominentesten Abweichlern von Lulas Arbeiterpartei (PT). Um das Image als Bürgerschreck loszuwerden, ließ sie sich zu Beginn des Wahlkampf ihre wilden Locken glätten. Sie wettert gegen Korrupte und ist ganz sicher, dass sie auch die Stimme ihres Vaters Tarso Genro bekommt. Der ehemalige PT-Bürgermeister gehört jetzt als Justizminister zu Lulas wichtigsten Mitstreitern.
Ein paar Meter weiter umwirbt Umweltdezernent Beto Moesch von der alles andere als Progressiven Partei (PP) das skeptische rot-grüne Publikum. Bei dem nämlich hat die PT-Kandidatin Maria do Rosário die meisten Sympathien. Die ehemalige Kommunistin, die ebenfalls im Kongress von Brasília sitzt, gehört zum Lula-Flügel und besiegte in den Vorwahlen den Parteilinken Miguel Rossetto.
Chancen, in die Stichwahl am 26. Oktober zu kommen, darf sich aber auch die 27-jährige Manuela D’Ávila von den Kommunisten (PCdoB) ausrechnen. Vor zwei Jahren wurde die frühere Studentenaktivistin mit einem Rekordergebnis zur jüngsten Bundesabgeordneten gewählt. Nun setzt sie auf eine Koalition mit der Sozialistischen Volkspartei (PPS) und der Sozialistischen Partei Brasiliens (PSB), die beide ebenfalls schon längst in einer amorphen bürgerlichen Mitte gelandet sind. Als Wahlkampffarbe hat sich Manuela lila ausgesucht.
Zwischen zwei Obstständen werden „Spickzettel“ mit dem Konterfei und der Nummer von Juliana Brizola verteilt. Die Spitzenkandidatin der Demokratischen Arbeitspartei (PDT) für das Stadtparlament ist Enkelin der linken Ikone Leonel Brizola. Ein Helfer erklärt, warum die PDT jetzt den rechtsliberalen Amtsinhaber José Fogaça unterstützt: „Die Linke sozialisiert nicht den Reichtum, sondern nur das Elend“.
Vierte linke Bürgermeisterkandidatin ist Vera Guasso von der Vereinigten Sozialistischen Arbeiterpartei (PSTU). Und dann sind da noch die AktivistInnen einer trotzkistischen „Revolutionären Bewegung„, die mit einem großen schwarzen Spruchband zum Ungültig-wählen auffordern.