
Nach 61 Tagen und mit im Vergleich zum 8. Marsch deutlich reduzierter Kulisse, gleichwohl herzlich empfangen, ist gestern der 9. Marsch der Tiefland-Indigenas in La Paz eingetroffen. 200 Kinder, zum Teil auf den Armen ihrer Muetter oder von Feuerwehrleuten und die meisten schwer erkaeltet – eines starb in derselben Nacht – gehoerten zu den ersten der ca. 1000 Menschen, die auf der Plaza Mayor San Francisco eingetroffen waren, um dort eine Dauerwache einzurichten, bis ihre Forderungen, den TIPNIS Nationalpark zu respektieren und die geplante Ueberlandstrasse um das indigene Territorium herumzufuehren, Gehoer bei der Regierung finden.
Der Versuch, auf die Plaza Murillo direkt vor den Regierungspalast zu kommen, wurde von Polizeieinheiten mit Traenengas verhindert. Die hatten noch am Vortag selbst gegen die Regierung fuer hoehere Lohene rebelliert und diesen Platz besetzt. Die TIPNIS-Marschierer hatten mit ihrem Einmarsch den Rueckkehr der Polizisten an ihre Arbeitsplaetze abgewartet.

Um Konflikte zu vermeiden, hatten die TIPNIS-Marschierer gestern dann auch ihre Route veraendert, auf der „zufaellig“, wenn auch in gegengesetzter Richtung, ein Gegenmarsch von regierungsnahen Gruppen unterwegs war.
Nun heisst es Warten auf Evo Morales, der in seiner Rede auf der Umweltkonferenz in Rio de Janeiro deutlich gemacht hatte, dass Naturschutz fuer ihn Teil eines neuen Kolonialismus sei, der Schutz der Mutter Erde nachrangig auf der Prioritaetenliste ist und man ihn daran und nicht mehr an seiner Rhetorik frueherer Jahre messen moege. Fuer Verhandlungen mit den Marschierern habe er keine Zeit, es gebe eine wichtige Kabinettssitzung . Und Vizepraesident Álvaro García Linera gab zur Abwechslung statt dem Allwissenden den Ahnungslosen, indem er die Moeglichkeit von Verhandlungen vorerst ausschloss, weil man ja nicht einmal die Forderungen kenne.
Der TIPNIS-Konflikt ist zweifellos nicht mehr der zentrale symbolische Konflikt um das bolivianische Entwicklungsmodell und den „Prozess des Wandels“, der er noch beim 8. Marsch im September und Oktober letzten Jahres war. Die rechte buergerliche Opposition hat inzwischen andere Themen gefunden, und in den indigenen Organisationen gibt es wieder viele, die angesichts der Kooperationsangebote der Regierung (verbunden mit der Einforderung politischer Gefolgschaft) einen weniger radikalen Kurs fahren wollen.
Gleichwohl hat die Mehrheit der Gemeinden im TIPNIS ihre Position in Bezug auf den Strassenbau nicht geaendert. Und so wird der TIPNIS noch fuer geraume Zeit auf der Agenda der ungeloesten Konflikte in Bolivien bleiben, die die Legitimitaet der Regierung Morales untergraben. Wer habe ihn gezwungen, das Gesetz zu unterschreiben, dass er mit der 8. Marcha vereinbart habe, diese Frage richtete Fernando Vargas, Sprecher der TIPNIS-Gemeinden gestern bei seiner Rede an den Praesidenten, der dann wieder gegen das Gesetz mobilisiert habe, fuer dessen Gueltigkeit der 9. Marsch erneut gestartet war.
Amigo Peter Strack: Soweit erscheinen sie als sachlicher Berichterstatter (oder Journalist?). Deshalb, „ojo“ – sich nicht einwickeln lassen von zwielichtigen „Journalisten“ welche hier und dort in Lateinamerika „wirken“! Zwischen uns beiden – die seriose Linke, genau so wie die Nationalisten (im heutigen Militaer und den Sicherheitdiensten) wissen mehr als sie erkennen lassen ueber Figuren und Stiftungen von und in Deutschland/Oestreich welche sich als „links“ erklaeren! Analysieren sie mal wer was was geschrieben hat und die Vergangenheit, soweit sie erkennbar erscheint – in verschiedenen Laendern und fuer verschiedene Auftraggeber…