Wim Wenders war gerade in Porto Alegre.
Im Rahmen der Vortragsreihe Fronteiras do Pensamento (Grenzen des Denkens) plädierte der hierzulande sehr geschätzte Filmemacher für ein Kino, das sich stark an spezifischen Orten und Kulturen orientiert – im Gegensatz zu einem „globalen Einheitskino“: „Jene anonymen internationalen Produktionen langweilen mich zu Tode.“
Besonders würdigte Wenders die Filme von Glauber Rocha, einem der Begründer des avantgardistischen cinema novo der 60er Jahre. „Vorher war Brasilien für mich ein metaphorisches Land, ein verrückter Geisteszustand“, bekannte ein gut gelaunter Wenders, „damit lag ich wohl gar nicht so verkehrt.“
Neben Rochas Antônio das Mortes (1969) hätten ihn die Politklassiker Memorias del subdesarrollo (Kuba, 1968) und La hora de los hornos (Argentinien, 1968) beeinflusst, erzählte er.
Walter Salles´ Motorcycle Diaries (2004), die Verfilmung von Che Guevaras frühen Tagebuchaufzeichungen, lobte er als Beispiel für einen „optimalen“ Road Movie, ebenso Cinema, aspirinas e urubus (2005), das außergewöhnliche Debut von Marcelo Gomes.
Nach dem Riesenerfolg von Buena Vista Social Club (1999) kann es sich Wenders durchaus vorstellen, wieder einmal einen Film mit lateinamerikanischem Sujet zu drehen, sagte er auf der Pressekonferenz – allerdings: „The beauty is – I don´t know about it until it hits me.“
Schließlich bekam er ein Trikot von Internacional Porto Alegre überreicht. Ende 2006 war Inter noch Weltpokalsieger, aber derzeit spielen die Roten mit ähnlich wenig Fortüne wie Wim W.´s Lieblingsverein Fortuna Düsseldorf.
P. S. Hier die Blues-Legende J. B. Lenoir in Wenders´ letztem Musikfilm The Soul of a Man (2003):
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=DyTxaQdqw7Y&[/youtube]