„Seit 1938“ gibt es den Cóndor, die deutschsprachige Zeitung Chiles, wie sie selbst stolz im Kopf ihrer Webseite verkündet. Trotzdem, muss man der Redlichkeit halber hinzufügen, handelt es sich nicht um ein braunes Blatt, jedenfalls schon lange nicht mehr. Die Wochenzeitung ist allenfalls eine beschauliche und bisweilen schwer verdauliche Chronik der chilenischen Aktualität unter besonderer Berücksichtigung deutscher bzw. deutschstämmiger Interessen.
Dass der 3. Oktober Nationalfeiertag ist, merken die meisten in Deutschland nur daran, dass sie ausschlafen können und im Fernsehen schon wieder das Archivmaterial vom Mauerfall läuft. In Chile, wo Patriotismus als Indiz für seelische Gesundheit gilt, so wie rote Bäckchen von körperlichem Wohlergehen zeugen, veröffentlicht der Cóndor aus diesem Anlass alljährlich eine „Spezialausgabe Tag der Deutschen Einheit“, in der dann alle Unternehmen mit deutschem Migrationshintergrund Grußbotschaften schalten.
Dass das sprachliche Fingerspitzengefühl in manchen Fällen schon ein wenig gelitten hat, mag folgendes Beispiel verdeutlichen. Die chilenische Gildemeister-Gruppe macht ihr Geld übrigens mit dem Import von Autos und Maschinen.