von 23.08.2008

Latin@rama

Politik & Kultur, Cumbia & Macumba, Evo & Evita: Das Latin@rama-Kollektiv bringt Aktuelles, Abseitiges, Amüsantes und Alarmierendes aus Amerika.

Mehr über diesen Blog

Während Buenos Aires sich als glänzende Touristenmetropole gibt, die mit europäischem Charme, feinem Stil und Kosmopolitismus viele Menschen anzieht, sind die Provinzen im Norden Argentiniens wie Salta und Jujuy sehr arm und leiden in absurder Weise unter dem verantwortungslosen Vorgehen der Industrie.

Palpala, 14 km von San Salvador de Jujuy entfernt, ist heutzutage die am schlimmsten verschmutzte Stadt in Argentinien, dank der Industrie, die sich dort niedergelassen hat. In diesem Ort mit ungefähr 48000 Einwohnern, gibt es 40 Fabriken, die hauptsächlich Eisen und Stahl verarbeiten. Umweltschutz ist ein Fremdwort für diese Industrie. Von 100 Einwohnern, die sich im Rahmen einer Studie auf Bleivergiftung im Blut untersuchen ließen, war bei 32 der Befund positiv. In der Region gibt es noch nicht einmal ein Krankenhaus, in denen diese Menschen behandelt werden können. Die Umweltverschmutzung und der Gesundheitszustand der Einwohner sind so katastrophal, dass in Palapa der Notstand ausgerufen wurde. Trotzdem verklappt die elektrochemische Industrie weiterhin “versehentlich” Säuren in dien Río Grande, und eine Wolke von Bleioxid schwebt täglich über der Stadt.

[youtube]http://es.youtube.com/watch?v=KCBXF4bjcFQ[/youtube]

In Salta, der Nachbarprovinz, wurde eine 925 km lange Gaspipeline über den Paso de Jama nach Chile gebaut. Die Einwohner der Yungas, des Nebelwalds, der die östlichen Ausläufer der Anden bedeckt, beklagen, dass für den Bau der Pipeline eine Straße von Osten nach Westen quer durch den Nebelwald gezogen wurde. Die Straße lockte Wilderer an, die die natürliche Fauna der Yungas in wenigen Jahren dezimierten. Aber das ist nicht das einzige Problem der Menschen: in den Yungas wird es sehr kalt, Temperaturen unter Null Grad sind keine Seltenheit. Obwohl die Menschen neben einer gigantischen Gaspipeline leben, die direkt vor ihrer Haustür entlang läuft, gibt es in den Dörfern in den Yungas kein Gas. Absurd: diese Menschen leben in einer Gegend, in der es Gas im Überfluss gibt, und müssen dennoch Tag für Tag Brennholz sammeln oder Kohle kaufen, um zu kochen und in den kalten, feuchten Nächten der Yungas ihre Häuser zu heizen.

*Der Name von Buenos Aires leitet sich von “gutem Wind” ab, bedeutet aber auch “saubere Luft”.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/latinorama/wo_buenos_aires_nicht_ist/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert