Wer sich dieser Tage in Berlin näher mit Geschichte und Gegenwart des brasilianischen Amazonasgebiets beschäftigen möchte, hat gleich mehrere Möglichkeiten.
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Äußerst sehenswert ist Cao Hamburgers neuer Spielfilm „Xingu“, der ab morgen mehrfach im Berlinale-Panorama gezeigt wird.
Und am kommenden Donnerstag lädt der Frankfurter Dokumentarfilmer Martin Keßler zu Werkstattpräsentation seiner Produktion „Count–Down am Xingu II“ über den Megastaudamm Belo Monte ins Kino Babylon, Berlin–Mitte. Hierzu hat uns Keßler, der gerade wieder vor Ort war, folgende Ankündigung zugesandt:
Für die Indigenen des brasilianischen Amazonasgebietes ist der Xingu ein heiliger Fluss. Doch dieser Tage wird ihr Fluss geschändet. Der bislang völlig unberührte Riesenstrom wird umgeleitet und zu einer gewaltigen Talsperre aufgestaut – zum drittgrößten Wasserkraftwerk der Welt: „Belo Monte“. Damit das aufstrebende Schwellenland Brasilien und internationale Aluminiumkonzerne mit „billigem“ Strom aus Wasserkraft versorgt werden können. Dafür werden rund 600 qkm Urwald geflutet, über 30 000 Indigene, Flussbauern und Bewohner der Stadt Altamira zwangsweise umgesiedelt.
Die Bauarbeiten haben gerade begonnen: Stihl–Motorsägen bohren sich in jahrhundertealte Urwaldriesen, Volvo -Bagger und Caterpillar- Raupen graben breite Transportpisten in den fruchtbaren Urwaldboden und verladen die Fracht in gewaltige Mercedes–LKWs, die die rotbraune Erde in den Xingu kippen, um den Fluss aufzustauen.
Seit Jahrzehnten laufen Indigene, Bischof Dom Erwin Kräutler (Träger des alternativen Nobelpreises) und das regionale Protestbündnis „Xingu vivo para sempre“ Sturm gegen das größte von 70 weiteren geplanten Wasserkraftwerken im Amazonasgebiet. Unterstützt von Rockstar Sting und Hollywoodgrößen wie James Cameron und Sigourney Weaver, neuerdings auch von brasilianischen TV-Stars, deren youtube-Spot gegen Belo Monte von 1,5 Millionen Brasilianern unterstützt wurde.
Vergeblich. Obwohl über ein Dutzend Prozesse gegen Belo Monte vor der brasilianischen Justiz anhängig und umweltrechtliche Genehmigungsverfahren nicht abgeschlossen sind, hat Präsidentin Dilma Rousseff bereits Tausende Bauarbeiter an den Xingu entsandt. Und die schaffen dort vollendete Tatsachen – auch mithilfe deutscher Unternehmen, wie wir in Brasilien erfahren.
Sowohl die Firmen Stihl als auch Mercedes Benz werden genannt, aber auch Siemens und Voith, die Turbinen für Belo Monte liefern. Im Land der „nationalen Energiewende“ – Deutschland – jedoch wird darüber kaum gesprochen. Obwohl – Strom aus großen Wasserkraftwerken im Amazonasgebiet ist keine saubere Energie, da sind sich die Wissenschaftler einig. Gerade in Brasilien wären Strom aus Windkraft und Solarenergie erfolgversprechende Alternativen zur weiteren Zerstörung der „grünen Lunge der Welt“.
Mit „Count-Down am Xingu II“ setzen wir unsere dokumentarische Langzeitbeobachtung fort – über das drittgrößte Staudammprojekt der Welt am Xingu und seine Folgen. Im Rahmen der Werkstattvorführung zeigt Filmemacher Martin Keßler Ausschnitte aus seinem gerade aktuell am Xingu gedrehten Material und diskutiert mit dem Publikum.
Nachtrag: ZDF-Sendung über Belo Monte