vonericbonse 28.11.2017

Lost in EUrope

Eric Bonse, EU-Korrespondent der taz in Brüssel, schreibt hier all das über Europa und seine Krise(n), was die EU gerne verdrängen würde | Bild: dpa

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Als er sich nach Brüssel flüchtete, das “Herz Europas”, hoffte er wohl noch auf Hilfe von Kommissionschef Juncker. Doch die blieb aus. Nun rechnet der katalanische Ex-Präsident mit der EU ab – und wie.

Die EU sei ein “Club der Dekadenten, Überflüssigen, der nur von einigen wenigen kommandiert wird”, sagte er nach Angaben von “Le Monde”. Dahinter stünden “zwielichtige wirtschaftliche Interessen.”

Da spricht wohl die Enttäuschung über den kühlen Empfang von Juncker & Co. in Brüssel. Die EU-Granden haben Puigdemont nicht nur ignoriert, sondern isoliert und der belgischen Justiz überlassen – wie einen gemeinen Dieb.

Dennoch scheint der Exil-Katalane noch nicht alle Hoffnung aufgegeben zu haben. Denn zum einen lancierte er am Wochenende von Brügge (Belgien) aus seine Wahlkampagne für die Regionalwahl am 21. Dezember.

Zum anderen will er am 7. Dezember noch eine Demo in Brüssel organisieren – Motto: “Wach auf, Europa!” Seine Hoffnung: Dass Tausende Katalanen, aber auch andere Regionalisten und Nationalisten auf die Straße gehen.

Den flämischen Nationalisten hat Puigdemont schon offen seine Sympathie bekundet. Wenn nun auch noch der Front National aus Frankreich dazu kommt, wird man ihn schnell in die ganz rechte Ecke stellen.

Dabei hätte Juncker das leicht verhindern können: Mit einem netten Gespräch in der Kommission, bei dem er Puigdemont die Rechtslage erklärt – und verspricht, sich für die Katalanen einzusetzen.

Neben der Unabhängigkeit gibt es nämlich noch viele andere Möglichkeiten, z.B. einen besseren Finanzausgleich. Stattdessen trat Juncker mehrfach in Spanien auf – und schwor Treue auf Premier Rajoy…

Siehe auch “So schafft man EU-Gegner”

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