Der französische Präsidentschaftskandidat Macron hat die deutschen Handelsüberschüsse kritisiert und einen Abbau des Ungleichgewichts gefordert. Dafür bekommt er sogar Lob – was steckt dahinter?
Es sei “eine kluge Taktik”, sich von Kanzlerin Merkel abzusetzen, lobt die “Süddeutsche”. Macron müsse aufpassen, nicht wie der Musterschüler der Bundesregierung zu wirken, denn das könne ihm schaden.
Trop tard, möchte man entgegnen. Denn Macron wirkt nicht nur wie Merkels Musterschüler, er sieht aus wie ihr Geschöpf. Sein Slogan “nicht links, nicht rechts” könnte von ihrem Vorturner Altmaier stammen.
Und die Kritik am Handelsüberschuss ist alles andere als originell. Sie gehört zu den Gemeinplätzen bei EU-Kommission, IWF und in der Trump-Regierung. Genauso regelmäßig wird sie von Merkel zurückgewiesen.
Deshalb ist es ein stumpfes Schwert, mit dem Macron da schlägt. Das wissen natürlich auch seine Kritiker und Gegner. Sie setzen – wie der linke Präsidentschaftskandidat Mélenchon – auf schwereres Geschütz.
Mélenchon will die EU-Verträge neu aushandeln und droht, wenn Deutschland nicht mitmacht, mit einem “Plan B”, der zum EU-Austritt führen könnte. Das kommt an – der Linke hat in den Umfragen zu Macron aufgeschlossen.
Der Liebling der (deutschen) Medien wird sich daher etwas anderes überlegen müssen, wenn er die Wahl gewinnen will. Die allzu wohlfeile Kritik an Merkels Merkantilismus dürfte nicht genügen…