Die Debatte über mögliche Sicherheitsgarantien für die Ukraine treibt merkwürdige Blüten. Während Washington, London und Paris abwinken, diskutiert Berlin über deutsche Truppen und Nahkampf gegen die Russen.
Seit Monaten diskutiert die von Paris und London geführte „Koalition der Willigen“ über mögliche Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Das Ergebnis: Niemand will „boots on the ground“. Präsident Macron sprach zuletzt nur noch von „Rückversicherungstruppen“ tief im Hinterland – oder in Nachbarländern der Ukraine. US-Präsident Trump will allenfalls Unterstützung aus der Luft leisten – und selbst diese (neue) Zusage ist äußerst vage. Das hindert Kanzler Merz und die gefolgsamen Deutschen freilich nicht daran, über „Beistandsverpflichtungen wie in der Nato“ und „deutsche Truppen an der Front“ zu schwadronieren. Bei TV-Talkmaster Lanz steht jeder am Pranger, der nicht sofort „Hurra“ schreit. Und „Experten“ wie F.-S. Gady dürfen in der „Zeit“ fordern: „Wir müssen gewillt sein, im Ernstfall den Nahkampf zu führen“. Geht’s noch? Früher war diese Art der Kriegsbegeisterung eindeutig rechtsradikal verortet. Früher haben liberale Medien die Worte des Kanzlers noch kritisch hinterfragt, und nicht einfach gedankenlos nachgeplappert. Heute wird nicht einmal der Kontext richtig erklärt. Dazu gehört, dass auch Russland bei möglichen Sicherheitsgarantien mitreden will. Deutsche Truppen in der Ukraine sind für Moskau ein klares „No Go“. Die Ukraine wiederum will erst dann mit Moskau über Frieden verhandeln, wenn es zureichende Garantien bekommen hat. So beißt sich die Katze in den Schwanz – denn ohne Verhandlungen auch kein Frieden. Das Ziel einer Friedenslösung sollte es aber sein, den Konflikt um die Ukraine ein für allemal beizulegen – und nicht nur für ein paar Monate still zu stellen. Wer jetzt schon von „Nahkampf“ phantasiert, glaubt nicht an den Erfolg… Siehe auch Update Ukraine: Merz rudert bei deutschen Truppen zurück