vonericbonse 04.01.2017

Lost in EUrope

Eric Bonse, EU-Korrespondent der taz in Brüssel, schreibt hier all das über Europa und seine Krise(n), was die EU gerne verdrängen würde | Bild: dpa

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Er ist der neue Liebling der deutschen Medien: E. Macron, französischer Präsidentschaftskandidat von eigenen Gnaden (ohne Partei), gilt als “Superstar”, seit er Merkels Flüchtlingspolitik verteidigte.

Vor allem die “Süddeutsche” ist voll des Lobes. Immer wieder zitiert sie einen Satz des sozialliberalen Politikers:

“Kanzlerin Merkel und die ganze deutsche Gesellschaft waren auf der Höhe unserer gemeinsamen Werte. Sie haben unsere kollektive Würde gerettet, indem sie notleidende Flüchtlinge aufgenommen, untergebracht und ausgebildet haben.”

Das hat Macron tatsächlich gesagt. Allerdings war es keineswegs als Lobrede auf Merkel gedacht. Das Zitat steht vielmehr in einem Artikel über den Terror, der nun auch Berlin getroffen hat.

Darin weist Macron darauf hin, dass Deutschland und Frankreich in der Flüchtlingspolitik gemeinsam versagt haben – weil sie nicht europäisch reagierten, als die ersten Flüchtlinge in Lampedusa ankamen.

Er weist auch darauf hin, dass Merkel (und Hollande) Italien und Griechenland zu lange allein mit der Flüchtlingskrise gelassen haben – und dass es keine nationalen Antworten oder Lösungen gibt.

Damit redet er auch der deutschen Regierung ins Gewissen, die genau solche nationalen Lösungen sucht. Und er fordert etwas, das man in Berlin nicht zu sagen wagt: ein “souveränes Europa”!

“Une Europe de la souverainité” heißt es bei Macron wörtlich – eine EU, die schützt, und nicht abschottet.  Warum liest man das nicht in der deutschen Presse? Warum immer nur das Merkel-Lob?

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https://blogs.taz.de/lostineurope/macron-lobt-merkel-wirklich/

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