vonericbonse 07.10.2017

Lost in EUrope

Eric Bonse, EU-Korrespondent der taz in Brüssel, schreibt hier all das über Europa und seine Krise(n), was die EU gerne verdrängen würde | Bild: dpa

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Ja, wie unverantwortlich ist das denn? Ausgerechnet die deutschen Anhänger des spanischen Premiers Rajoy warnen jetzt vor einem „Bürgerkrieg“, sollte Katalonien die Unabhängigkeit erklären.

„Die Lage ist sehr, sehr besorgniserregend. Da ist ein Bürgerkrieg vorstellbar, mitten in Europa“ schwadronierte unser Experte für alles, der deutsche EU-Kommissar G. Oettinger (CDU).

Sein Parteifreund Brok, neuerdings Berater von Kommissionschef Juncker, warnt ebenfalls vor einem Bürgerkrieg.  „Konflikte, die fast bürgerkriegsähnlichen Charakter“ haben könnten, stünden ins Haus.

Selten hat man eine solch sinnlose Dramatisierung eines Konflikts gesehen. Er kommt von denselben, die jede Art von Schlichtung durch die EU ausschließen – genau wie Spaniens Regierungschef Rajoy.

Sie haben aber noch etwas gemein: Alle drei gehören der konservativen Parteienfamilie EVP ein, alle drei sind eng mit Juncker und Kanzlerin Merkel befreundet. Es ist das Kartell der Schwarzen.

Und was machen die andern? Die Katalanen beteuern, sie würden keine Gewalt anwenden. Die spanischen  Sozialisten und Podemos fordern eine Vermittlung und Neuwahlen. Sogar Rajoys Amtsvorgänger Aznar will eine Schlichtung.

Die Warnung vor „Bürgerkrieg“ geht also nur von einer Seite aus, der (in Spanien besonders korrupten) Seite der Macht. Offenbar geht dort die Angst um – die Angst vor Kontrollverlust und Neuwahlen…

P.S. Es gab übrigens schon einmal eine Region in Europa, die sich per Bürgerkrieg abgespalten hat: das Kosovo. Damals sprach sich Deutschland (und die CDU) ganz schnell für die Unabhängigkeit aus.

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https://blogs.taz.de/lostineurope/oettinger-zuendelt-die-evp-auch/

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