vonericbonse 10.09.2023

Lost in EUrope

Eric Bonse, EU-Korrespondent der taz in Brüssel, schreibt hier all das über Europa und seine Krise(n), was die EU gerne verdrängen würde | Bild: dpa

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Nun hat er selbst um seinen Rücktritt gebeten, der ukrainische „Minister der Skandale“ (Süddeutsche). Fast ein halbes Jahr stand Verteidigungsminister Resnikow schon auf der Abschussliste, jetzt ist er abgetreten.

Nicht freiwillig, sondern auf Befehl von Präsident Selenskyj. Der murmelt irgendwas von „neuen Formaten der Interaktion“, doch in Wahrheit geht es um Korruption – und um die (bisher) gescheiterte „Frühjahrs“-Offensive, die sich in den Herbst schleppt.

Resnikow ist ein klassisches Bauernopfer. Nun soll ihm der „erfahrene Unterhändler“ Rustem Umjerow (wieder SZ) folgen. Soll das heißen, dass die EU und die Nato monatelang mit einem womöglich korrupten Stümper zusammen gearbeitet haben?

Noch vor wenigen Tagen saßen die EU-Verteidigungsminister in Toledo mit Resnikow zusammen – und teilten vertrauliche Details rund um den Ukraine-Krieg und die Waffenlieferungen. Es ging um Munition und Marschflugkörper.

Nun liegt ein langer Schatten über diesen und vielen anderen Treffen. Und es stellen sich Fragen, viele Fragen. Wurden da etwa Deals mit einem Mann gemacht, der seinen Laden nicht im Griff hatte und die ukrainische Armee falsch aufstellte?

Kann es sein Nachfolger – ein Telekom-Experte und staatlicher Vermögens-Verwalter – besser? Ist er für den Angriff auf die Krim geeignet, nur weil er ein Krim-Tatar ist? Oder ziehen ganz andere die Strippen in der Ukraine – zum Beispiel Generäle der Nato?

Doch die EU – schweigt. Kein Wort wurde in Brüssel über Resnikow und seinen Nachfolger verloren. Die EUropäer haben ihr Schicksal (angeblich) in die Hände der Ukraine gelegt – und wachen nicht mal auf, wenn es ernste Probleme in Kiew gibt…

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