Fasziniert habe ich am vergangenen Wochenende in der Rheinischen Post eine Geschichte über den berühmten Management-Guru Peter Drucker gelesen. Der in Wien geborene 2005 gestorbene Drucker soll während seiner ganzen Karriere immer daran festgehalten haben, dass Manager nicht zu viel verdienen dürften – konkret sollten sie nicht mehr als das 20-fache des Mitarbeiters verdienen, der am schlechtesten verdient. Es wäre spannend, eine Liste der so zulässigen Saläre für die Dax-Konzerne zu bekommen. Bei 400.000 Euro wäre das 20-fache wohl meist erreicht.
Internet-Recherchen ergaben: Die Journalisten, die über den Management-Guru schreiben beziehen sich dabei immer auf einen Aufsatz aus dem Jahr 1984. Mir ist es aber bislang nicht gelungen die Originalquellen für Druckers Gehaltsempfehlung zu finden. Auf der Homepage des Drucker Institutes, der langjährigen Wirkungsstätte des Professors in Kalifornien, erschien zum Thema wenigstens ein aktueller Aufsatz von Rick Wartzman (www.druckerinstitute.com).
Wartzman schrieb, Drucker habe überhöhte Management-Gehälter als „serious disaster“ verabscheut, weil sie die Führungsfähigkeit des Managers in Frage stelle, die Arbeit der Firma gefährden und die soziale Struktur der Gesellschaft unterminieren.
Die amerikanischen Vorstandschefs hätten im Jahr vor der großen Krise, 2007, im Schnitt das 344 eines durchschnittlichen US-Arbeitnehmers bezogen, so Wartzman. Solche Gehälter würden nicht die US-Arbeiter am Band verärgern, die hielten ihre Bosse ohnehin für Betrüger. Desillusioniert werde vielmehr das mittlere Management. Hohe Gehälter bei gleichzeitigen Entlassungen seien sogar „moralisch unentschuldbar“ zitiert Wartzman Guru Drucker.
Frau Prokop hat nie Management-Literatur gelesen. Aber ein Buch von diesem Drucker hätte sie bestimmt in die Hand genommen.