vonKnut Henkel 09.06.2011

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Am 26. Mai ist der aus dem Amt geputschte Ex-Präsident von Honduras zurück in sein Heimatland gekommen. Ein Erfolg des anhaltenden Widerstands der Opposition in Honduras. Der währt seit dem Putsch vom 28. Juni 2009 und die Rückkehr von „Mel“ ist für die amtierende Regierung ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite wird das internationale Medieninteresse abnehmen, aber Zelaya könnte auch für gehörige Unruhe sorgen.

Schwarz-Rot sind die dominierenden Farben auf und um den zentralen Platz von San Pedro Sula. Es sind die Farben der Frente Nacional de Resistencia Popular (FNRP) und jeden Tag stellen die Aktivisten am Nachmittag die roten Fahnen an den Ecken der Plaza Central auf. Ein Zeichen des Widerstands und der Hartnäckigkeit der politischen Opposition, die auch 700 Tag nach dem Putsch gegen den Präsidenten José Manuel Zelaya nicht locker lässt und der Regierung jeden Tag demonstriert, dass sie sie nicht anerkennt und dass die Putschisten vor den Richter gehören. „Wir wollen, dass das Morden, die Straflosigkeit und die neoliberale Politik endlich aufhören“, erklärt Jorge Max Zavala, einer der Anführer der Frente in San Pedro Sula. Gleich gegenüber vom Platz am Seitenflügel der Stadtverwaltung steht „Viene Mel“. Doch wann Mel, wie der Expräsident von seinen Anhängern genannt wird, kommen wird, ist noch unklar.

Zuerst einmal steht für den kommenden Sonntag seine Visite in Bajo Aguán an, der gefährlichsten Region von Honduras, wo erst am vergangenen Wochenende drei Bauern ermordet, fünf verletzt und vier Verschwanden. Dorthin will die Karawande des Ex-Präsidenten reisen und die Tour wird sicherlich viel Aufmerksamkeit im In- und Ausland nach sich ziehen. Das wünschen sich auch die Aktivisten der Frente, die immer wieder auf die prekäre Menschenrechtslage in der zunehmend von Ölpalmen geprägten Region aufmerksam gemacht hat. Die Verdrängung der vorherrschenden kleinbäuerlichen Strukturen durch drei Großgurndbesitzer mit Privatarmee und Killerkommandos ist ein wiederkehrendes Thema auf Radio Uno, dem Sender der Frente in San Pedro Sula. Der ist eine der wenigen Möglichkeiten der Frente in der Öffentlichkeit in Erscheinung zu treten, denn die etablierte Presse des Landes steht auf der Seite der Putschisten, so Jorge May Zavala.

Wie viele andere aus San Pedro Sula war auch er am 26. Mai in Honduras Hauptstadt Tegucigalpa zugegen, um den Ex-Präsident bei seiner Rückkehr zu begrüßen. „Eine Million Menschen waren mindestens auf den Beinen“, erklärt Gewerkschaftler José María Martínez, der früh am Morgen am Flughafen ankam, um die Ankunft seines Idols nicht zu verpassen. Ein Demonstration der Stärke der Frente und ihrer Anhänger, denn Honduras hat schließlich gerade einmal acht Millionen Einwohner. Doch wie es nun weiter gehen soll mit der Frente und ob sie nun zur Partei wird und ob Zelaya ihr fortan vorstehen wird, all das ist noch vollkommen unklar und soll auf einem Kongreß der FNRP debattiert werden. Der könnte in der zweigrößten Stadt des Landes, in San Pedro Sula, stattfinden und angedacht ist laut Jorge Max Zavala ein Termin Ende Juni. Genaueres weiß auch er nicht, doch es wird spannend werden, ist er sich sicher. Mel wird schließlich kommen.

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