Im taz-Hausblog findet gerade eine Diskussion über diese Karikatur hier statt, die ein Leser “völlig geschmacklos und unakzeptabel” fand. Wir wollen uns nicht in die immer gleiche Debatte einmischen, die immer wieder den wehrlosen Tucholsky erwähnt und den Gerhardt (“Was will Satire?”) vergisst. Gern aber verlieren wir ein paar Sätze zu der Karikatur selbst. Der Zeichner möchte offensichtlich darauf anspielen, dass die Nord-CDU eine Tradition problematischer Führungskultur hat, weil der zurückgetretene von von Boetticher sich beklagte, dass er wegen seiner Beziehung zu einer 16-jährigen von seinen Parteigenossen unter Druck gesetzt worden wäre. Uwe Barschel hingegen scheiterte, weil er im Wahlkampf 1987 seinem Kontrahenden Björn Engholm Homosexualität, AIDS und Steuerhinterziehung anhängen wollte. Ein Wahlkampfslogan war: “Sozialdemokraten und Grüne wollen straffreien Sex mit Kindern”. Nach Barschels berühmten, verlogenen Ehrenwort fand ihn ein Stern-Reporter tot in der Badewanne eines Genfer Hotels und machte ein Foto, das der Stern natürlich sofort brachte und das zu einer berühmten Bild-Ikone für Scheitern wurde, auch wenn man bald den Kontext der Affäre vergaß.
Der Zeichner der Nord-CDU Karikatur hätte nun also zahlreiche Möglichkeiten gehabt. Gewissermaßen sind ja die Vorwürfe von Barschel mehr als zwanzig Jahre später von seinem Nachfolger umgesetzt worden. Will man die Badewanne, kann man nun ja von Boetticher und die junge Nixe dort platzieren. Man kann aber auch aufgeben und die Idee als nicht umsetzbar verwerfen. Die weiße Fahne jedenfalls bedeutet wenig und passt nicht in den Kontext. Die Nord-CDU hat Barschel nicht in die Badewanne gebracht und dass von Boetticher seine Partei riet, mit so einer “Beziehung” im Rucksack lieber etwas kürzer zu treten, geht in Ordnung.
Die Karikatur ist also bedeutungsarm und in ihrer Aussage schwach, keinesfalls aber geschmacklos und völlig inakzeptabel. Ziel des Spotts sollen von Boetticher und die Nord-CDU sein, nicht jedoch der seit langem tote Barschel, dessen Pietät seines Todes der “Stern” verletzt hat, nicht jedoch diese Karikatur.