vonMarkus Szaszka 28.04.2018

Der Nirgendsmann

Markus "Nirgendsmann" Szaszka - Streuner und Schriftsteller aus Wien - schreibt über die Herausforderungen unserer Zeit und Romane, die zum Nachdenken anregen. Weitere Informationen: www.grossstadtballaden.com

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Neulich, als ich durch Mumbai spazierte, besser gesagt hektisch von einem Gehsteig zum nächsten sprintete und bemüht war, mir einen Weg durch die Menschenmassen zu bahnen, beschäftigte mich eine der dringendsten Fragen unserer Zeit… Gut, das ist gelogen; im Straßengewusel dachte ich an nichts, weil ich bemüht war in einem Stück an meinem Ziel anzukommen, dem berühmten Oval Maidan, einer weitläufigen Gartenanlage, wo nahezu täglich Cricket-Spiele ausgetragen werden.

Erst dort, als ich mir im Schatten der Kokospalmen eine Pause gönnte, mit einem frischgepressten Bambussaft in der Hand, und den in royales Weiß eingekleideten Spielern beim Bälle-Werfen zusah, begannen meine Gedanken zu rattern.

7,5 Milliarden Menschen… Im Jahr 0 waren es nicht mal 200 Millionen, vor 400 Jahren, im siebzehnten Jahrhundert, waren es 500 Millionen, 1900 waren es 1,6 Milliarden und etwas mehr als 100 Jahre später 7,5 Milliarden. Wow, das ging jetzt aber schnell! In ein paar Jahrzehnten knacken wir die 10 Milliarden, wir Millennials werden es erleben.

Bedenkt man, dass wir schon heute derart große Schwierigkeiten mit der gerechten Verteilung des weltweit vorhandenen Kapitals sowie mit der vernünftigen Verteilung von Wasser, Nahrung und Rohstoffen im Allgemeinen haben, dann ist es schwierig fröhlich zu bleiben – beim Gedanken an 10 Milliarden Spielkameraden 2050. Insbesondere, wenn man sich bewusst macht, dass von allem genug für alle da ist.

Die global (im Wesentlichen) exponentiell ansteigende Bevölkerungszahl wird als eines der dringendsten Probleme unserer Zeit bezeichnet. Dagegen ist kein Kraut gewachsen, hört man häufig, denn die Vermehrung einer derart anpassungsfähigen Spezies wird ohne Interventionen (z.B. Ein-Kind-Politik) nicht von alleine abflachen.

Interessant, dachte ich mir und fing an, von der Hitze und den Dämpfen meines Anti-Moskito-Sprays temporär verrückt geworden, an der Lösung eines nicht zu lösenden Problems herumzubasteln.

Vorschlag

Die Ziele sind

  1. das Wachstum der Weltbevölkerung zu bremsen,
  2. dadurch Kinder-Obdachlosigkeit zu beseitigen und
  3. weltweit den Hunger und die Wasserknappheit einzudämmen.

Zur Durchführbarkeit meines Plans müssten lediglich

  1. die Regierungen der ganzen Welt an einem Strang ziehen
  2. die Menschen ihre Vorurteile anderen Kulturen gegenüber aufgeben und
  3. ihrem (egoistischen) Wunsch, das eigene Erbgut unbedingt weitergeben zu müssen – weil es ach so geil ist -, nachgeben (Hauptpunkt).

Zwischenfazit: Es wird nicht passieren.

Aber; wenn es 100-150 Millionen Straßenkinder gibt (die Angaben variieren), von denen rund 30-33 Millionen dauerhaft auf der Straße leben – sagen wir 100 Millionen bedürftige -, und jährlich (stand 2017) mehr als 130 Millionen Kinder auf der Erde geboren werden, hätten wir die oben beschriebenen Probleme innerhalb eines Jahres[!] gelöst, wenn jeder, der ein Kind großziehen möchte, eines adoptieren würde, anstatt es zu zeugen.

Ja, ich weiß. Das ist Privatsache und das kann und soll jeder selbst für sich entscheiden… und viele der Straßenkinder sind keine süßen kleinen Babys mehr… und viele davon werden in Ländern geboren, in denen die Probleme durch eine Adoption nicht gelöst, sondern nur verlagert werden…

Trotzdem, mein Fazit bleibt: Weniger fi****, mehr adoptieren.

Bis bald, euer Nirgendsmann

PS: Über ein paar Hasskommentare oder Hinweise, dass ich komplett danebenliege, würde ich mich – wie immer – sehr freuen.

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https://blogs.taz.de/nirgendsmann/2018/04/28/welt-ohne-waisen/

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kommentare

  • Wieso sollten „wir“, die eh im Durchschnitt nur 1,5 Kinder haben, weniger fi***, wenn andere, speziell Afrika, im Durchschnitt 5 Kinder (manche Regionen sogar 7!!) haben? Vielleicht sollte man erstmal dort ansetzen. Denn es spricht nichts dagegen, Kinder zu haben, wenn man sie auch versorgen kann. Das Problem liegt doch eher darin, dass in Afrika und in Teilen Asiens Kinder immer noch als Rentenversicherung dienen. Die Kinder müssen dort für ihre Eltern später aufkommen, deswegen ist es dort wichtig, viele Kinder zu haben. Dazu kommt noch, dass noch immer viel zu wenige Menschen über Verhütung aufgeklärt sind bzw. Zugang haben, Abtreibungen selbst nach Vergewaltigung in vielen Ländern und Regionen illegal sind und die Menschen zum großen Teil auch einfach auf Grund der Lebensstandards viel primitiver sind. Die korrupte Politik, speziell in Afrika, als auch die Ausbeutung Afrikas durch den Westen macht das Ganze natürlich noch komplizierter. Aber wir sollten endlich aufhören zu glauben, dass wir die ganze Welt retten können. Die Leute müssen lernen, sich selbst zu retten. Adoptionen würden nur die Folgen bekämpfen, aber nicht die Ursache. Ich als Frau lasse mich sicher nicht als egoistisch betiteln, nur weil ich einen natürlichen Trieb habe und eigene Kinder will. Und apropos Adoption: Sollte ich irgendwann doch mal adoptieren, dann doch eher aus einem Waisenhaus von um die Ecke, denn vielleicht wussten Sie es noch nicht, aber es gibt auch in Deutschland jede Menge Waisen und Straßenkinder.

  • ‚Insbesondere, wenn man sich bewusst macht, dass von allem genug für alle da ist.‘
    Ne, eben nicht. Jedenfalls nicht, wenn der Lebensstandard eines Hartz IV zugrunde gelegt wird. Und nach Urteilen des höchsten deutschen Gerichts wissen wir ja, das alles was darunter liegt die Menschenwürde verletzt.
    ‚Trotzdem, mein Fazit bleibt: Weniger fi****, mehr adoptieren.‘ Teil 1 wird ja schon in Deutschland praktiziert, das größte Wachstum gibt es in Afrika, Pakistan und ein paar anderen Ländern. Alle nicht in Europa .

    ‚Hinweise, dass ich komplett danebenliege, würde ich mich – wie immer – sehr freuen.‘ Nein, leider nicht völlig daneben.

  • Es ist ein einzigartiges Vergnügen, Mutter zu werden, wenigstens ein Mal im Leben, aber adoptieren sollte man auch, ich denke die Regierung sollte es den Leuten auch einfacher machen, eine Adoption durchzuführen.

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