15.10.2016 | Samstag | Kolumne fairkehrt 5/2016
Peanuts und Prioritäten
Wollen die Mächtigen diesen Nager schwitzen sehen? Sie tun nicht genug gegen die Erderwärmung und speisen ihn mit Erdnüssen ab. Wie gemein!
Am Ende dieses herrlichen Sommers lese ich, dass sich die G20 leider nicht auf ein Datum für den Ausstieg aus den Kohlesubventionen geeinigt hat. „Schade, schade!“ sollten wir Klimafreunde rufen, denn das wäre wichtig gewesen. Richtig wichtig nämlich und wichtiger als eine Reform der Pendlerpauschale, um mal Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Aber heute mach ich das mal, denn es geht um Wichtiges und weniger Wichtiges.
Zur Kohle: Zwei recht große Treibhausgasproduzenten wollten den Subventionsstopp. Deutschland? Nein, Überraschung: die Chinesen (Chinesen!!) und Amerikaner (Amerikaner!!) wollten 2025 als Datum vereinbaren für ein weltweites Ende der Kohlesubventionen. Bekanntlich übersteigen die globalen finanziellen Hilfen für fossile immer noch bei weitem die Zahlungen für erneuerbare Energien. Ist ja verrückt! Und das Zwei-Grad-Ziel? Können wir knicken, wenn die geplanten 900-Gigawatt-Kohlekraftwerke zugebaut werden, selbst wenn wir beim Kochen öfter den Deckel auf dem Topf lassen. Kurzfristig muss darum auch in Deutschland vereinbart werden, dass der Neubau von Kohlekraftwerken verboten wird und der Abbau alter Anlagen heute mit einem Zeitplan beginnt. Das ist wichtiger als – sagen wir – ein besseres CO2-Label für Benziner und Diesel. Ich sage nicht, dass wir die illegalen Praktiken der Autokonzerne nicht abstellen sollten. Aber nach 30 Jahren intensiver Beschäftigung mit Klimapolitik bin ich mittlerweile schwer auf dem Prioritäten-Trip.
Also einfach mal das Auto stehen lassen, um die Welt zu retten? Ich kann es nicht mehr hören. … >>mehr