vonMartin Unfried 31.12.2020

Ökosex

Martin Unfrieds Blog beschäftigt sich mit emotionaler Klimaintelligenz, mit der Kultur und Emotion von solarer Effizienz und Ökologie .

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08.12.2020 | Dienstag | FUTURZWEI Nr. 15 | Der E-Auto-Test

Der Opel Corsa E

Ein okayer Kleinwagen für 20.000 Euro.

 

Wie steht es um den Abschied vom Verbrennungsmotor im Neuwagen? Trotz Klimadebatte und Pandemie wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 rund zwei Millionen Autos zugelassen. Das entspricht zwar einem Rückgang von 25,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Doch viele Privatkunden haben ihre Kaufentscheidung wohl lediglich vertagt, denn 60 Prozent der Autos gingen an Geschäftskunden.

Katastrophal im Sinne des Klimaschutzes sind immer noch die CO2-Durchschnittswerte: Der Wert lag im September bei 134,3 g/km nach der neuen Messmethode WLPT. Ein Grund: Der Boom der ineffizienten SUV ist ungebrochen. Und das wird finanziell dramatisch für die Hersteller. Laut EU-Gesetzgebung darf im Jahr 2020 die Neuwagenflotte im Schnitt nicht mehr als 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Ansonsten drohen Strafzahlungen von 95 Euro je zusätzliches Gramm und Fahrzeug. Deshalb versuchen die Konzerne, bis Ende des Jahres noch möglichst viele Elektroautos zu verkaufen, denn diese werden mit Supercredits mehrfach in die Bilanz eingerechnet und helfen, die drohenden Strafzahlungen zu drücken. Im September waren es nun 21.188 Vollelektrische, das sind immerhin acht Prozent der gesamten Verkäufe. Entscheidend dabei hilft der staatliche Bonus von 6.000 Euro.

Das bedeutet bei unserem aktuellen Testwagen Opel Corsa-e: Die günstigste Standardvariante kostet rund 30.000 Euro, nach Bonus und Herstelleranteil gibt es Angebote um die 20.000 Euro. Preislich konkurriert der Corsa mit 50-Kilowatt-Batterie mit dem elektrischen Renault ZOE mit 52-Kilowatt-Akku. Wobei der ZOE auf dem Papier weiter kommt als der Opel (380 zu 330 km), was in der Realität allerdings besonders auf der Autobahn nicht so viel ausmacht. Die Reichweite beider liegt dort bei 250 bis 300 Kilometern, je nach Geschwindigkeit.

Wer übrigens gefühlsmäßig keinen Opel fahren möchte, bekommt das gleiche Auto etwas teurer und schicker auch als Peugeot 208. Opel gehört seit Kurzem zum PSA-Konzern, und der Corsa-e ist baugleich.

Der Corsa fährt elektrisch angenehm ruhig. Wer schnell beschleunigen will, kann das tun. Wer mit starker Rekuperation fahren will, schaltet diese zu und muss in der Stadt beinahe nicht bremsen, sondern geht einfach vom Gas. Auch im Eco-Modus, der wegen der besseren Reichweite eigentlich immer zu empfehlen ist, beschleunigt der Wagen gut. Ich fuhr den Corsa auf niederländischen Landstraßen im Heuvelland zwischen Aachen und Maastricht. Da hier die sinnvolle Geschwindigkeitsbeschränkung sowieso bei 80 km/h liegt, ist eine Reichweite über 300 Kilometer drin. Im reinen Stadtverkehr sicher auch. Bei einer Fahrt von Maastricht nach Rotterdam zeigte sich, was der Autobahnverkehr bedeutet: Voll aufgeladen kam ich nach 200 Kilometern in Rotterdam an und hatte noch 80 Kilometer Reichweite, also eine Reichweite von 280 Kilometern. Der Verbrauch lag um die 18 kWh auf 100 Kilometer. Allerdings war dies auch der niederländischen Geschwindigkeitsbeschränkung von 100 km/h geschuldet, die seit diesem Jahr flächendeckend zwischen 6 und 19 Uhr gilt und in Sachen Effizienz nicht nur für Elektroautos sehr positiv ist.

In Rotterdam konnte ich testen, ob das Schnellladen der wesentliche Vorteil im Vergleich mit dem Renault ZOE ist. Beim Corsa-e sind es maximal 100 kW Ladeleistung. Das ist doppelt so viel wie beim ZOE, allerdings nur, wenn der Wagen beinahe leer ist. Ich kam mit rund 25 Prozent am Schnelllader an und es dauerte fast 40 Minuten, bis der Akku zu 85 Prozent voll war. Die Ladekurve sank dabei von 70 kW auf 20 kW gegen Ende des Ladevorgangs, was eben die maximalen 100 kW relativiert. Doch damit sind Fahrten von 400 bis 500 Kilometern gut möglich.

Wer nicht so häufig Langstrecke fährt, für den ist der ZOE wahrscheinlich interessanter, da dieser an einer normalen Ladestation in der Stadt schneller lädt. Wichtig für Carsharing-Flotten: Auch beim Corsa-e sind die Bedienung und das Navigationssystem nicht zu gewöhnungsbedürftig.

Fazit: Die baugleichen Corsa-e und Peugeot 208 sind vernünftige elektrische Kleinwagen, wobei der Verbrauch auf der Autobahn etwas hoch ist. Wer mehr Platz braucht, kann bei gleicher Motorisierung und gleichem Akku den Opel Mokka und den Peugeot 2008 kaufen. Allerdings für mehr Geld und weniger Effizienz. ■

Opens external link in current windowOpel Corsa E, Elektroauto, 50-kWh-Akku. Im WLTP-Zyklus ist er mit 330 Kilometern Reichweite angegeben. Im Test – je nach Straße und Fahrweise – 250 bis 300 Kilometer. Verbrauch: um die 18 kWh auf 100 km, Einstiegspreis: ab 20.000 Euro nach Abzug von Prämie und Rabatt.

 

MARTIN UNFRIED ist EU-Klimapolitikexperte und Politologe an der Universität Maastricht.

Foto: Wikimedia Commons: Nordenfan, Corsa E Seite, Zuschnitt, CC BY-SA 4.0

 

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