vonDaniel Erk 08.05.2010

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Hitler ist verschwunden, bzw. war verschwunden, nämlich aus dem Interview der FAZ mit Jürgen “Bazon” Brock. Wie Mario Sixtus in seinem Blog vermerkte, hatte die FAZ umstrittene Hitler- und Stalin-Vergleiche (Hitlerblog berichtete) stillschweigend aus der Onlineedition des Interviews gelöscht:

Zwischen einer ganzen Menge hanebüchenem Schwachfug, den der Ex-Professor von sich geben durfte, fand sich in dem Interview auch diese mindestens bemerkenswerte Äußerung:

Wir waren vor Jahren viel weiter und haben gesagt, dass das, was die Lager der totalitär-faschistischen Regime, des stalinistischen oder des Hitler-Regimes waren, jetzt, als Weltlager, das Netz geworden ist.

Inzwischen liest sich die entsprechende Passage so:

Wir waren vor Jahren viel weiter und haben gesagt, dass das, was die Lager der totalitär-faschistischen Regime, jetzt, als Weltlager, das Netz geworden ist.

Mittlerweile ist Hitler zwar nicht, wo er hingehört, aber zumindest dort, wo er war, nämlich im Brock-Interview. Und obendrauf ist auch eine halbgare Erklärung und hingemurmelte Entschuldigung der FAZ zu lesen:

Aufgrund vielfältiger Proteste gegen einen Nebensatz in diesem Interview (fünfte Frage, zweiter Satz: „des stalinistischen … waren“) haben wir die nicht-argumentationsrelevante Passage am 4. Mai entfernt und dabei den Fehler gemacht, dies nicht zu kennzeichnen (…)

Was noch immer die eigentliche (von Dirk von Gehlen sehr gut ausgeführten) Frage nicht beantwortet: Warum hat die Interviewerin der FAZ, Kathleen Hildebrand, bei solch einem steilen, inhaltlich kaum tragenden Vergleich nicht mal ein keines Bisschen kritisch nachfragt – sondern sich im Interview allein als Stichwortgeberin zu Wort gemeldet?

Ebenfalls bei Dirk von Gehlen findet sich ein Hinweis auf ein weiteres Interview mit Brock im Deutschlandradio – in welchem Brock Woodstock als „Ausdruck faschistischer Gesinnung“ bezeichnet. Hitler und das Dritte Reich als großer Bruch, als Maßstab, ja – aber als Standardargument? Nein.

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