vonploetzeblog 22.09.2018

Plötze und Unerwartet

Eine Plattform für aktuelle Themen der Politik mit kurzen Unterbrechungen für skurriles und alltägliches aus Berlin.

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Die Kirmes „Alejo Barrio“ in dem Bezirk Playa Ancha der Küstenstadt Valparaiso ist eine der vielen „Fondas“, die zu dieser Zeit des Jahres stattfinden.

Der kleine aber bis in jede Ecke gefüllte Bus fliegt über die Autobahn, rechts die Brandung, links die Berge. Er biegt nach links ab und fährt mit fast derselben Geschwindigkeit – es hätten leicht um die 90km/h gewesen sein können- den Berg hoch, auf dem die Fonda stattfindet. Es ist bereits dunkel geworden, es ist 00:00 Uhr. Auf den Treppen der Universität, dessen Campus direkt an die Fonda grenzt, sitzen mehrere Gruppen von Studenten, die rauchend, trinkend und lachend in eine scheinbar unglaublich komische Unterhaltung vertieft sind.

Der Fahrer verlangsamt das Tempo und öffnet, ohne wirklich stehen zu bleiben, die Türen. „Gracias!!“, rufen wir und springen aus dem Bus, welcher unmittelbar weiterfährt.

„Empanaditas de queso chiquillos, fritas y al horno, a luka las empanadas!“ schreit ein etwas älterer Mann, der hinter seinem kleinen Wagen steht und Empanadas in der Fritteuse wendet. Der Boden ist aufgeweicht und meine Füße sinken bei jedem Schritt leicht ein. In der Nacht hatte es geregnet, weshalb der gesamte Boden, der an diesem Punkt nicht asphaltiert ist, zu einem weichen Schlamm geworden war.

Wir laufen die Treppen runter, biegen nach rechts ab und sind direkt mitten im Gewühle der Menschen. An den etwa 3-4 Meter breiten Gang drängt sich ein Stand nach dem anderem, jeder zusammengebaut aus Holzlatten, geschmückt mit Lichtern, chilenischen Flaggen und Girlanden. An anderen Ständen hatten die VerkäuferInnen jeweils eine große Flagge mit dem Logo Coca Colas an die Pfäle gebunden, alles ist überladen mit Schildern: Pommes, Churros, frittierte Empanadas, Completos, Sandwiches, Salchipapas, kandierte Äpfel, in Schokolade getauchte Bananen, Pizza, Anticucho, Terremoto usw. usw.

Es ist extrem eng, die Leute drängen sich lachend, torkelnd, kauend und trinkend aneinander vorbei. Etwas überfordert suche ich einen Weg durch das Gewühl, wobei ich mit einem älteren Mann mit langem, stränigen blonden Haar zusammenstoße. Vollständig in Gelb gekleidet, mit roten Hosenträgern, die seine zu große Hose gerade eben so halten und einer Clownsnase im Gesicht schaut er mich beschwipst durch seine glasigen Augen an, hebt sein Bierglas an, murmelt etwas und torkelt weiter. Mit jedem Stand wechselt die Musik, Reggaeton, Cumbia, Cueca, Salsa, Ranchera – auf höchster Lautstärke und aus riesigen Lautsprechern, die an jedem Stand stehen.

Wir laufen weiter und kommen an einem etwas größeren, eingezäunten Abschnitt vorbei, der von der Anzahl aufgehängter chilenischen Flaggen fast zusammenbricht –  wir stellen uns zu den Gruppen von Menschen, die vor dem Zaun warten Innen blicken – Ein Saxophon erklingt, dann eine Trompete, ein Schlagzeug, ein Bass und als letztendlich auch der Sänger einsteigt, tanzen wir alle bereits.

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