Nachdem sich die Presse in den letzten Wochen scheinbar ausschließlich mit Dani Levys Versuch einer Komödie über Hitler, „Mein Führer“, beschäftigte, kommt das Popblog natürlich nicht umhin, sich selbst eine Meinung zu bilden.
Es ist ein gänzliches Rätsel, warum das Feuilleton nach Ansicht dieses Films diskutierte, ob man denn „über Hitler lachen“ dürfe, denn „Mein Führer“ stellt diese Frage bestenfalls hypothetisch.
Das schon nicht sonderlich scharf geschriebenes Drehbuch wird von Levy mit einem derart schlechten Timing umgesetzt, dass er wirklich aufhören sollte, Komödien jeglicher Art zu drehen. Helge Schneider ist dabei sicherlich nicht das Problem, da er tatsächlich aus der Helge-Rolle und in die Hitler-Rolle schlüpft und dem ganzen einen verdient absurden, surrealen Anstrich verpasst. Aber wenn das Buch darüber hinaus keinerlei Dialogwitz bereithält, was soll er auch machen?
Zusätzlich belastet den Film die schrecklich mißratene Mischung aus platter Komik mit einem einrahmendem „Melodram“, die in keiner Sekunde funktioniert. Lediglich die Figuren Goebbels (Sylvester Groth sticht aus dem Film heraus und hat zumindest einige gute Sätze) und Speer (die homoerotische Komponente) lassen tatsächlich für ein paar wenige Szenen erahnen, was man denn vielleicht aus dieser Idee hätte machen können.
Im nachhinein geben vor allem die Schneider Interviews und dessen Distanzieren von „Mein Führer“ Sinn und es ist durchaus vorstellbar, dass – wie ursprünglich geplant – mit Hitler als Hauptdarsteller (und eben nicht Ulrich Mühe als Grünbaum) die Komödie selbst leidlich besser funktionierte – aber auch dann hätte es ihm an Schärfe, Intelligenz und Witz gefehlt.
Anders formuliert: jede einhundertmal gesehene Harald Schmidt Hitlerparodie hat in 3 Minuten mehr Lacher als „Mein Führer“ in eineinhalb Stunden. Vergeudetet Zeit, verschwendetes Zelluloid.
Christian Ihle
Deutschland, Land voller Extreme, Extremisten und Exkremente. Huhu, Fred und Stercken, was wollen Sie sagen? Dass „die Joden“ anders sind? Wie anders? Anders als ich oder anders als sie beide? Borat jedenfalls, gespickt mit antisemitischem Humor plus Vorzeichenwechsel und Strick, kam in Tel Aviv jedenfalls spitze an. Es ist, soviel ist sicher, keine Frage der Kultur. Sondern eine der Reflektion. Und ja, die beherrscht auch die Popkultur. Jedenfalls wesentlich besser als die oben eingeforderte Kultur des Schweigens.