In der aktuellen Ausgabe des britischen NME findet sich eine CD, die in Zusammenarbeit mit der antifaschistischen, antirassistischen Londoner Initiative Love Music Hate Racism zusammengestellt wurde.
Neben der dem Heft beiliegenden CD steht der zweite Teil des Doppelalbums – ebenfalls kostenlos – im Internet zum Download bereit.
Grund der Aktion ist auf den verstärkten Zulauf rechtsextremer Parteien in England aufmerksam zu machen. Bei den Wahlen im Mai 2006 wurden 7 % der Stimmen für das rechtsextreme Spektrum abgegeben und die British National Party (BNP) ging nun dazu über, eine kostenlose CD mit fragwürdigen bis fremdenfeindlichen Texten vor Schulen zu verteilen.
Drew McConnell, Bassist der Babyshambles, war gemeinsam mit der Organisation Love Music Hate Racism Hauptinitiator der Aktion und gewann eine illustre Runde an Mitstreitern von Bloc Party über M.I.A., den Charlatans und Manu Chao bis hin zu Billy Bragg. Die beiden Höhepunkte des Albums sind die Beiträge der Ex-Libertines Peter Doherty und Carl Barat mit ihren jeweiligen Bands: während Barats Dirty Pretty Things die unveröffentlichte, akustische und ganz hervorragende Nummer „9 Lives“ abliefern und endlich einmal eine andere Facette ihrer musikalischen Palette an Stelle von Libertines 2.0 zeigen, steuern Dohertys Babyshambles mit „Stone Me What A Life!“ einen wehmütigen Ska-Song bei, der ihrem eigenen „I Wish“ (von der Blinding EP) ähnelt.
Auch musikhistorisch ist es eine gute Wahl: denn kaum ein anderes Genre wurde derart pervertiert von Rechtsradikalen besetzt wie Ska, dessen Ursprünge in Jamaika liegen und der in den 60ern noch tief im Mod-Umfeld verankert war, aber über den Umweg unpolitischer working-class Skinheads zu einer gänzlich mit der rechten Szene assoziierten Musik wurde. Weiße Männer, die Ska spielen = Rechte. So einfach ist die Gleichung zumeist und es ist mehr als erfreulich, dass die Babyshambles gerade im Rahmen dieser Antirassismus-Aktion einen Skasong spielen, um daran zu erinnern, wo die Ursprünge dieser Musik liegen und wie wenig man akzeptieren sollte, dass ein Genre politisch enteignet wird. In diesem Sinne… download music, hate racism. (Christian Ihle)
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