Dass Jens Friebe alles andere als ein Mädchenmusiker ist, beweist spätestens „Das Mit Dem Auto Ist Egal…“. Denn einen größeren, besseren, schlaueren und ergreifenderen Texter für moderne Popmusik gibt es in diesem Land einfach nicht. Erschreckend aktuell!
Schon der Titel sorgt für ein heiseres Lachen und ein nervöses Kratzen am Hinterkopf. „Das Mit Dem Auto Ist Egal Hauptsache Dir Ist Nichts Passiert“. Wer denkt sich das denn aus? Jens Friebe benutzt auf seiner neuen Platte viele dieser urdeutschen Redensarten und Metaphern. Zum Beispiel wenn er in „Was Es Will“ in das Kinderlied „Kommt Ein Vogel Geflogen“ abgleitet – das hat eine gewisse Sperrigkeit, die allen seinen Texten innewohnt. Und die trotzdem oder gerade deshalb so funktioniert. Friebe schreibt Zeilen und Worte wie ein Archivar, klaubt sich eine seltsame Mataphorik zusammen und wirkt in seinem Gebaren wie aus einer anderen Zeit.
Da ist kein Zeitgeist, dem er hinterherhechelt, kein kurzweiliger Gag, keine abgedroschene Phrase. Alles auf Friebes Drittwerk strahlt eine Wärme und Schwermut aus, die so gar nicht zum deutschen Popbusiness passen will. Und damit ist noch gar nichts über die Musik gesagt. Denn musikalisch hat sich Friebe durchaus weiterbewegt. „Hypnose“ hat noch einen jugendlichen Eifer versprüht, auf „Das Mit Dem Auto…“ hingegen gibt er sich schon fast als Elder Statesman – natürlich nie ohne den gewissen ironischen Drall. „Du Freust Dich Ja Gar Nicht“ ist ein lässiger, dreckiger kleiner Gassenhauer. Stilecht mit schepperndem Schlagzeug und elektronischem Brummen. „Neues Gesicht“ hingegen ist ein Clubhit, wie ihn eigentlich keiner mehr zu schreiben wagt: ganz geradeaus, mit elegischem Refrain, sprachlos machend. Die Krönung allerdings: „Was Es Will“ und „Frau Baron“. Wie dort Sprache und Musik verzahnt werden, das macht so leicht keiner mehr nach. Pop-Wunderwerke sind das. Wo das noch hinführen soll…? (Robert Heldner)
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* „Neues Gesicht“
* „Was Es Will“
* „Frau Baron“
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