Es ist ein großer Irrtum, dass Musik als formidable Biertrinkbegleitung weniger wertig wäre als zutiefst emotionale Tränensongs. Warum sollten Lieder, die einen dazu veranlassen, die Faust gen Himmel zu strecken und mit Freunden siegestrunken anzustoßen, weniger geachtet werden als Songs, die dich in die dunkelste Ecke deines Zimmers vertreiben und dich zum emotionalen Eremiten machen?
Aus New York kommt die beste Biertrinkmusik seit Dustin’s Bar Mitzvah Mitte diesen Jahres leider die Gitarre an den Nagel hängten. Wo Dustin’s Bar Mitzvah den urenglischen workingclass Punk der End-70er plünderten, orientieren sich die Stalkers wiederum an ihren heimischen Vorbildern, den wichtigsten (Proto-)Punkbands der 70er aus New Yorks Bowery. Die Ramones müssen hier selbstredend genannt werden, aber mehr noch die New York Dolls, die für die Hälfte der Songs auf dem Stalkers-Debüt Pate standen.
Beide Bands verstanden es in den frühen 70ern hervorragend, Einflüsse aus Rock’n’Roll, Bubblegum-Pop und Girl-Group-Grazie zu vermengen und gerade durch ihre herrlich einfache Herangehensweise (die Ramones mehr noch als die Dolls) daraus etwas völlig neues, letzten Ende sogar Revolutionäres zu schaffen.
Revolutionär ist es mit Sicherheit nicht, was die Stalkers 2007 spielen, aber die pure Freude, Energie und der unabdingbare Wille, diese Scheißwelt wegzufeiern, schreit einem jeder dieser Songs entgegen. Und allein dafür ist man dankbar. Gegen die Lamoryanz, gegen die verweinten Augen, gegen den Dezembernebel. Für mehr Stalkers. Jetzt.
(Christian Ihle)
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