Weihnachten feiert man doch am Liebsten im Kreise seiner Freunde und Liebsten. Grund genug für den popblog in der Welt herumzufragen, was denn 2007 gerockt, geknallt, gescheppert hat, dass es eine wahre Freude war. Die Freunde schrieben eifrig zurück, so dass wir eine kleine Serie zum Song des Jahres starten. Heute: Das Business kommt zu Wort: Konzertveranstalter, Indiemacher, Majormitglieder.
Jacques Tiergarten, Betreiber des Bang Bang Clubs in Berlin und ehemaliger Sänger der Band Kamera:
The Mary Onettes: „Lost“
„Mein song des Jahres kommt von THE MARY ONETTES (Labrador Records, SWE) und heisst „Lost“! Ein Song, der einen nicht mehr in Ruhe lässt, hat man ihn erst einmal gehört. Das erste Mal war ich ergriffen vom authentischen 80er Jahre Sound und der grossartigen Stimme. Nicht jeder konnte damit etwas anfangen im März diesen Jahres. Doch die THE MARY ONETTES spielten am 25. Oktober eines der besten Konzerte 2007 im Bang Bang Club! Wenn „Lost“ heute in der Indie-Disco läuft ist die Tanzfläche voll und jeder fragt hektisch nach dem Bandnamen. Für mich bringt „Lost“ ausserdem den Sound so wundervoller Bands wie Echo & The Bunnymen, Psychedelic Furs, A Flock Of Seagulls und The Jesus & Mary Chain zurück ohne dabei Plagiat zu sein.“
Rembert Stiewe, Vizepräsident von Glitterhouse Records und Veranstalter des Orange Blossom Special:
Boy Omega: „True Haven“
„Mein Song des Jahres: „True Haven“ von Boy Omega. Wenn Martin Gustafsson anhebt: „I have had a dream of me walking backwards – I watched him take my place between her legs“, dann ahnt man, dass einen da noch einiges erwartet, dann ist das so poetisch wie direkt, so lebensgebeutelt wie einfach – und man weiß: Der Mann singt von sich selbst, ohne in wohlfeiles Befindlichkeitsgedaddel abzudriften. Die musikalische Umsetzung läuft auf ähnlich dramtisch hohem Niveu ab. Geht laaaangsam los, fast zart, und steigert sich urplötzlich in einenen Crescendo-Rausch, der Seinesgleichen sucht. Es stöhnt und schreit der Boy Omega: „Goddamn I miss you! I miss you!“ und Saiten, Tasten und Blechbläser geben alles, wirklich alles, peitschen den Song in einen kathartischen Rausch. Bis Gustafsson gegen Ende der philantropischen Hoffnung die Ehre gibt: „There’s Hope On The Horizon.“ – Intensiver geht’s nimmer. Da war in diesem Jahr nichts, was mich mehr bewegt hätte.
Für 2008 hätte ich auch schon ein paar Anwärter: „Abandoned“ von Scott Matthew oder „The Great Deceiver“ von Willard Grant Conspiracy. Aber eins nach dem anderen.“
Julia Keutner, Universal Music:
Shout Out Louds – Tonight I Have To Leave It
“Wahnsinn! Die “Shout Out Louds” auf dem Immergut! Der Sommer hatte gerade begonnen und es flogen große Seifenblasen zu den letzten Sonnenstrahlen über die tobende Festivalmasse. “Tonight I Have To Leave It” war einer der glücklichsten Momente des Jahres, die Musik war überall und alles war so perfekt. Ich mag alles an diesem Song, er hat mir abgefucktem Industriemember die Liebe zur Musik zurückgegeben.“
Thomas Sarkadi, Proton Bookingagentur:
Klaxons: „It´s Not Over Yet“
„Myths Of The Near Future- auch mein Album 2007. Selten hat ein Cover derartige Verzückung bei mir ausgelöst.
Und nebenbei wird hier eine mögliche Erklärung der Begriffsbildung „New Rave“ geliefert.“
Stephan Uersfeld, Ueberzahl Promo-Agentur:
Mark Olson: „Clifton Bridge“
„Sitze im September auf dem Rad, fahre über den zerschundenen Weg aus dem Bürgerpark Pankow. Ich höre Clifton Bridge von Mark Olson.
„some people come here to die, we came here to live. there’s a hope in our hearts, there’s a future in our soul“ singt der alte Jayhawk da. Blicke mich noch einmal um. Passiere das Tor und ein paar Sonntagsspaziergänger. Unter der Brücke jetzt, mache in den Westen rüber. Diesmal endgültig – nach sechs Jahren. Und Olson spendet Trost, so schmerzhaft schön. Hat er ewig nicht mehr gemacht, konnte lange nicht mehr so berühren.“
Part 1: Deutsche Bands über ihre Songs des Jahres
Part 2: Internationale Künstler über ihre Songs des Jahres