vonChristian Ihle & Horst Motor 14.01.2008

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Es waren bizarre Golden Globes im Jahr 2008. Dank des Streiks der amerikanischen Drehbuchautoren und der Weigerung etlicher Stars, an der Gala teilzunehmen, wurde erstmals in der Geschichte der zweitwichtigsten Preisverleihung der Filmindustrie die Veranstaltung selbst abgesagt und lediglich bei einer Pressekonferenz die Sieger bekannt gegeben.

Im Großen und Ganzen verlief die Wahl der ausländischen Filmjournalisten, die die Golden Globes vergeben, den Erwartungen entsprechend. Es verstärkt sich weiter der Eindruck, dass das Filmjahr 2007 zwar in der Breite durchaus zu überzeugen wusste, aber kein Streifen das Jahr dominierte. Die Wahl der Foreign Press Association unterstreicht das mit dickem Stift: kaum Mehrfachgewinner und eine geradezu absurde Streuung der Sieger der Hauptkategorien über die verschiedenen favorisierten Filme.

Darsteller wie erwartet, Sensation in der Regiesparte

In der wichtigsten Kategorie „Bester Film: Drama“ setzte sich Abbitte durch, der auch als Oscar-Favorit gelten darf. Die Komödiensparte, die bei den Oscars nicht existiert, gewann Tim Burton mit „Todd Sweeney“ – traditionsgemäß haben Komödien bei den Academy Awards allerdings einen sehr schweren Stand. Während die Darstellerpreise (Drama) mit Daniel Day-Lewis („There Will Be Blood“), Julie Christie („Away From Her“), Javier Bardem („No Country For Old Men“) und Cate Blanchett für ihre Darstellung von Bob Dylan in „I’m not there“ weitestgehend an die jeweiligen Favoriten gingen und wohl ziemlich exakt so auch bei den Academy Awards verteilt werden dürften, war die Sensation des Abends Julian Schnabels Regiepreis für „The Diving Bell & The Butterfly“.
Besonders ungewöhnlich ist diese Wahl, da der Regiepreis der Golden Globes als eine Art Hauptpreis angesehen wird, weil die Regiesparte als einziger der wichtigen Preise die beiden Genres Komödie und Drama vereint – es also nur einen „besten Regisseur“, aber immer jeweils zwei „beste Schauspieler“ und „beste Filme“ gibt. Julian Schnabel wurde demnach als bester Regisseur 2007 ausgezeichnet, der von ihm gedrehte „The Diving Bell & The Butterfly“ war als fremdsprachiger Film in der Hauptkategorie nicht einmal nominiert, gewann aber dafür die Auslandsfilmsparte und dürfte hier klarer Favorit für die Oscars sein, wenngleich mit „Persepolis“ und „The Kite Runner“ die Auslandssparte in diesem Jahr erneut außergewöhnlich stark besetzt ist.

Komödien: bei den Golden Globes extra bedacht

Die wenig oscarrelevanten Darstellerkategorie im Bereich der Komödie/Musical wartete mit der Französin Marion Cotillard in ihrer Rolle als Edith Piaf in „La Vie En Rose“ auch mit einer kleinen Überraschung auf und schnappte leider der großartigen Ellen Page („Juno“) die Auszeichnung weg. Nach acht erfolglosen Nominierungen gewann dagegen Johnny Depp seinen ersten Golden Globe für „Todd Sweeney“. Zwar ist nicht zu erwarten, dass er diesen Erfolg in einen Sieg bei den Academy Awards ummünzen kann, aber eine dritte Nominierung nach 2004 und 2005 scheint sicher zu sein.

Der Fernseh-Globe

Im Gegensatz zur Oscarverleihung zeichnen die Golden Globes auch Fernsehsendungen aus und es ist eine Freude, dass bereits zum zweiten Mal eine Produktion des britischen Komikers Ricky Gervais den Preis für beste TV Comedy abräumen konnte. Der Macher von „The Office“ (das Vorbild für die deutsche Serie „Stromberg“) gewann nun für die Serie „Extras“, die in Deutschland lediglich auf einem Comedy-Kanal verramscht wurde. Vielleicht erbarmt sich ja nun doch ein Sender und zeigt dieses Meisterwerk des britischen Humors endlich im regulären Fernsehen.

Am 22. Januar werden die Nominierungen für die Oscarnacht bekanntgegeben, die Verleihung – so sie in diesem Jahr tatsächlich stattfinden sollte – ist am 24. Februar. Und was wäre ein Filmjahr ohne die Academy Awards! (Christian Ihle)

Alle Auszeichnungen:
Bester Film: „Abbitte“ („Atonement“)
Beste Schauspielerin: Julie Christie, „An ihrer Seite“ („Away From Her“)
Bester Schauspieler: Daniel Day-Lewis, „There Will Be Blood“
Bestes Musical/beste Komödie: „Sweeney Todd“
Beste Schauspielerin in Musical/Komödie: Marion Cotillard, „La Vie En Rose“
Bester Schauspieler in Musical/Komödie: Johnny Depp, „Sweeney Todd“
Beste weibliche Nebenrolle: Cate Blanchett, „I’m Not There“
Beste männliche Nebenrolle: Javier Bardem, „No Country for Old Men“
Regie: Julian Schnabel, „Schmetterling und Taucherglocke“ („The Diving Bell and the Butterfly“)
Drehbuch: Ethan Coen und Joel Coen, „No Country for Old Men“
Bester fremdsprachiger Film: „Schmetterling und Taucherglocke“ („The Diving Bell and the Butterfly“)
Bester Animationsfilm: „Ratatouille“
Beste Filmmusik: Dario Marianelli, „Abbitte“ („Atonement“)
Bester Originalsong: „Guaranteed“ aus „Into the Wild“

Fernsehpreise
Bester Fernsehfilm/beste Serie: „Mad Men“
Beste Schauspielerin: Glenn Close, „Damages“
Bester Schauspieler: Jon Hamm, „Mad Men“
Bestes Musical/Komödie: „Extras“
Beste Schauspielerin in Musical/Komödie: Tina Fey, „30 Rock“
Bester Schauspieler in Musical/Komödie: David Duchovny, „Californication“
Beste Miniserie: „Longford“
Beste Schauspielerin in Miniserie: Queen Latifah, „Life Support“
Bester Schauspieler in Miniserie: Jim Broadbent, „Longford“
Beste weibliche Nebenrolle in Miniserie: Samantha Morton, „Longford“
Beste männliche Nebenrolle in Miniserie: Jeremy Piven, „Entourage“

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