„Chris Martin ist also offenbar ein vom Glück überversorgter, dennoch bescheiden gebliebener, vorbildlicher Bürger – und ein totaler Langeweiler.
Und seine sagenhaft erfolgreiche Band hat bislang drei Alben mit öder Stadionrockmusik vollgespielt, deren vorzüglichste Eigenschaft war, dass man die einzelnen Lieder nicht voneinander unterscheiden konnte, aber alle immer unangenehm an U2 erinnerten.
Jetzt also das vierte Album. Titel und Cover lassen wieder ganz furchtbares erahnen, „Viva La Vida“, ein, ach je, Frida-Kahlo-Zitat ist in weißer Farbe über das Motiv des Delacroix-Julirevolutionsgemälde „La Liberté guidant le peuple“ geschmiert. Aber weil das offenbar noch nicht reicht an Emphase und Bedeutungsschwangerem, muss ein noch bedeutungsschwangerer Untertitel her, ein Memento Mori: „Viva La Vida Or: Death And All His Friends“. Coldplay machen eben schon beim Hingucken und Mitlesen schlechte Laune.“
(Dirk Peitz in der Süddeutschen Zeitung)
Ich halte es auch für ein bisschen undifferenziert, weil gerade das erste Coldplay-Album weder mit Stadionrock noch mit U2 was am Hut hatte. Ich würde bei Coldplay eher von einer schleichenden U2-ifizierung sprechen: bei Album Nummer Zwei hattest du den einen oder anderen an U2 mahnenden Song (z.B. die erste Single, wenn auch mit Echo & The Bunnymen ebenfalls), aber Album Nummer 3 – und zwar insbesondere von der Art der Produktion und des Mix her – war tatsächlich U2.
Da wir fürs Radiohead-Runtermachen keine Schmähkritik-Vertreter aus der etablierten Journaille finden, müssen wir das hier ja selbst erledigen…