“Build ’em up, knock ‘em down” hieß es früher in der Welt 1.0 immer über die britische Musikpresse. Erst großes Bohei starten und, nachdem die Sau einmal durchs Musikdorf gerannt war, sich von der Band abkehren.
Dass das keine Eigenheit der Presse sein muss, zeigt die neue Musikwelt, die sich über Blogs mehr oder minder der Notwendigkeit von Musikzeitschriften entledigt hat, wenn es darum geht, das heißeste von Morgen zu entdecken. So macht eine Band in den ersten Blogs die Runde, wird von weiteren aufgeschnappt, bevor die ersten Gegenmeinungen veröffentlicht werden – und die Band den sogenannten Backlash erleidet bevor sie überhaupt ihre erste Platte veröffentlicht hat.
Ähnliches hatte man für die Black Kids befürchtet, deren selbstproduziertes Demo „Wizards Of Aaaah!“ für Raunen und Staunen in der Blogwelt gesorgt hatte, aber natürlich mit ihren 80er-Jahre-Synthies und durchaus cleveren Girls/Sex-obsessiven Lyrics („Listen To Your Body Tonight“!) Angriffsfläche galore boten, so dass die Gegenreaktionen auch nicht lange auf sich warten ließen.
Umso schöner – und wohl auch ein großes Argument für die Güte ihres Songwritings – ist es, dass es den Black Kids dennoch gelang, sich aus dem next-big-thing-blog-ghetto zu befreien und zumindest in England den Weg in Richtung Top10 erfolgreich zu bestreiten.
Eigentlich ist das aber ja auch kein Wunder: wer morrisseyesque Songtitel wie „I’m not gonna teach your boyfriend how to dance with you“ oder „I’ve underestimated my charme (again)“ mit krediblen Breakfast-Club-Soundtrack-Synthies verbinden kann und dank dem Wunderhändchen von Produzent Bernard Butler (Suede) die wunderbare matschig klingende Demo-EP verlustfrei in kristalline Popsongs transportiert, kann doch auch nur gewinnen. Knock ’em down? Vergiss es. (Christian Ihle)
Anhören!
* I’m not gonna teach your boyfriend how to dance with you hier
* I’ve underestimated my charme (again)
* Listen to your body tonight
Black Kids im Popblog:
* I Predict a Riot 2008: Pop
Im Netz:
* Indiepedia
* mySpace