Jacques Palminger and the Kings of Dub Rock – Mondo Cherry
Während Rocko Schamoni in absehbarer Zeit einen großartigen Bundespräsidenten abgeben könnte und Heinz Strunk die Hälfte der Deutschen, die nicht Fans von Mario Barth sind, auf seine Seite ziehen wird, blieb Jaques Palminger – der Dritte im Studio-Braun-Bunde – derjenige, den man nie wirklich einordnen konnte. Sein Humor war subtiler, saß aber trotzdem so punktgenau wie Palmingers Oberlippenbart in sein Gesicht passt. Bestseller-Romane („Fleisch ist mein Gemüse“, „Dorfpunks“) blieben aber die Aufgaben seiner Mitstreiter. Palminger, der schon früher bei der Band Dackelblut als Schlagzeuger hinter Punk-Exzentriker Jens Rachut Platz nehmen musste, war bei der Aufzählung der Studio Braun-Mitglieder immer nur die Nummer drei.Was sich auch nach „Mondo Cherry“ nicht ändern wird.
Was ihm aber völlig egal sein sollte und auch sein wird. Denn: „Mondo Cherry“ wird bestimmt nicht verfilmt. „Mondo Cherry“ wird nicht als Hörbuch neben der letzten Kettcar-CD hinterm WG-Küchen-CD-Player sein Dasein fristen. „Mondo Cherry“ wird… ja wo eigentlich landen?
Nicht Comedy und nicht wirklich nur Dub-Rock. Kein Klamauk, aber fürs Genre „Chanson“ zu lustig. Kein Hörbuch, aber trotzdem zu textlastig für eine sexy Disco-Platte. Irgendwo dazwischen. Irgendwie speziell.
Nie unter dem Niveau seiner Studio Braun-Mitstreiter macht Jacques Palminger hier eine Disco-Platte mit Texten, die andere nicht mal in Büchern so gut schreiben können. (Säm)
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Emilíana Torrini – Me & Armini
Zugegeben: ich dachte bis vor ein paar Wochen, Emilíana Torrini wäre die einzige italienische Musikerin, die ich kenne. Sie war mir als jährlicher Italien-Tourist ein Begriff. Nicht, dass ich ihre Musik kannte. Ich wusste, dass sie aus Italien kommt und viele meiner Freunde Fans ihrer Platten waren.
Bis ich „Me & Armini“ in der Hand hatte und mir irgendjemand steckte, dass die Sängerin aus Island kommt. Mein Lieblings-Urlaubsland Nummer eins. Vor Italien.
Als ich dann noch erfuhr, dass sie 1994 mit der Band Spoon ein Album aufnahm, brach eine Welt für mich zusammen. Das wäre, als würde ich heute erst Beck kennen lernen, um Minuten später herauszufinden, dass er bei einem – mir unverständlicherweise unbekannten – Pavement-Debütalbum zusammen mit Stephen Malkmus den Leadsänger gemimt hätte. Torrinis Spoon waren aber eine andere Band als die von mir vermuteten Spoon (denen Britt Daniel vorsteht). Aber egal: ich hatte Emilíana Torrini nicht auf dem Schirm.
Und dann skippe ich mich bis zu Track 7 („Jungle Drum“) ihres neuen Albums vor und denke plötzlich für mich: wenn Leslie Feist diesen Hit hätte, würde ihr die Welt gehören. Aber Emilíana Torrini ist nicht Feist und Banausen wie ich haben im ersten Hördurchgang überhaupt erst mal einen anderen Vergleich parat:
Mein Onkel mütterlicherseits trug einen Großteil zu meiner musikalischen Erziehung bei. Während meine Mitschüler noch die Top Ten im Radio auf Kassette aufnahmen, lieh er mir Pet Shop Boys-Platten und schenkte mir seine alten Kassetten von den Doors, Simon & Garfunkel und Bob Dylan. So konnte ich unter anderem feststellen, dass ich die Doors nicht mag und dass die Pet Shop Boys, im Gegensatz zur Meinung meiner Mitschüler, mehr zu bieten hatten als ihre Singles.
Und irgendwann hatte auch mein Onkel verstanden, auf was ich ansprang und in diesem Moment drückte er mir das Debütalbum von Edie Brickell in die Hand. Ich muss zu meiner Verteidigung sagen, dass Grunge damals noch nicht erfunden war und dass Edie Brickell zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht mit Paul Simon verheiratet war (der Punkt an denen die Kreativität beider Ehepartner, wie die Musikgeschichte später bewies, verloren ging).
Ich mochte also das weiche Folk-Album von Edie Brickell. Und das klang ebenso leicht und unbeschwert, wie „Me & Armini“ von Emilíana Torrini.
Was soll ich dann also jetzt gegen die Musik von Emilíana Torrini haben? Nichts! (Säm)
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