vonChristian Ihle 21.02.2010

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Es mag schon als komischer Zufall durchgehen, dass ein derart heftig von den Sixties beeinflusstes Album wie „Maintenant“ ausgerechnet in jener Phase das Licht der Welt erblickte, als die Karriere von dessen schillernder Galionsfigur Phil Spector ganz hollywoodreif vor aller Augen zu Grabe getragen wurde.

Dieses Schicksal sollte die nicht ganz so berüchtigte Formation Gigi um den Songschreiber Nick Krgovich und seinen Komplizen Colin Stewart (Produzent/Toningenieur) aus Vancouver hingegen nicht ereilen (für Schlagzeilen sorgte bisher allenfalls Krgovichs Hauptband No Kids). Und auch optisch hebt sich das Duo glücklicherweise wohltuend vom exzentrischen einstigen Starproduzenten ab. Lediglich die Aufnahmen zur ersten gemeinsamen Platte gestalteten sich ähnlich langwierig wie der Mordprozess gegen Spector (wenn auch mit wesentlich schönerem Ausklang).

Rund drei Jahre verschlang die Produktion zu Maintenant, dem nun endlich vorliegenden Debütalbum von Gigi. Das mag zum einen sicherlich an der Schar illustrer Gäste gelegen haben, die das Produzentengespann für die Aufnahmen einmal quer durch die kanadische Indieszene ins Studio zusammengetrommelt hat und zum anderen an der großen Reverenz mit der sich sämtliche Beteiligte der musikalischen Vergangenheit genähert haben.

Doch der Aufwand und der Kauf zweier alter Plattenhallgeräte haben sich gelohnt. Neben Gesangsbeiträgen von Owen Pallett (ehemals Final Fantasy), Karl Blau und Zac Pennington (Parenthetical Girls), sind es vor allem die hinreißenden Chorgesänge von Gastsängerinnen wie Mirah, Katie Eastburn (Young People) oder Rose Melberg, die den Geist jener verflossenen goldenen Ära am besten wiederaufleben lassen. Bei all den harmoniengetränkten Melodien und dionysischem Überschwang – wie er in seiner Urform wohl nur in einem von Idealismus geprägten Jahrzehnt wie den Swinging Sixties stattgefunden haben kann – schleicht sich unter Umständen schon einmal schnell ein leichtes Gefühl des Überdrusses ein. Um diese zelebrierte Popfröhlichkeit also nicht allzu sehr auf die Spitze zu treiben, trumpft das Album mit herrlich wehmütigen Texten auf. Songtitel wie „Alone At The Pier“ oder „I Can’t Bring Myself To Smile“ verraten es schon. Nahezu alle Stücke handeln von Liebeskummer oder Einsamkeit. Oder um es mit den paradoxen Worten der Band zu formulieren „I love you so much I can’t stand it.“ So schön wurde den 60er Jahren schon lange nicht mehr Tribut gezollt. Phil Spector hätt’s gefallen. (Katja Peglow)

Anhören:
* I’m Not Coming Out Tonight
* No, My Heart Will Go On
* Someone Tell Me Please

Im Netz:
* MySpace

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